Fink: "Andere Klubs sind uns nun voraus"

Das Gesicht zum Verein: Thorsten Fink und die Austria
Austria-Trainer Thorsten Fink spricht vor dem Cup-Auftakt in Oberwart über Einzelgespräche, seine Ziele und seine Philosophie.

Er hat einen positiven Eindruck hinterlassen in den ersten Wochen als Austria-Trainer. Thorsten Fink gibt sich bisher umgänglich, zu Scherzen aufgelegt, professionell, weiß offensichtlich, was er will, was er von den Spielern verlangen kann und worauf er sich eingelassen hat. Zwar hat er bei einem Traditionsklub unterschrieben, umgekehrt aber auch beim Siebenten der abgelaufenen Saison. Der 47-jährige Deutsche steht für einen Neustart, der heute, Freitag, im Cup in Oberwart beginnt.

KURIER: Herr Fink, ist die Vorbereitung mit dem ersten Pflichtspiel schon abgeschlossen?
Thorsten Fink: Ich muss aufpassen, was ich jetzt sage. Natürlich wollen wir in Oberwart gewinnen und eine Runde weiterkommen. Gleich wie, da gibt es keinen Schönheitspreis. Unser Trainings-Rhythmus ist aber so ausgerichtet, dass wir zum Ligastart voll da sind. Die Vorbereitung ist ohnehin sehr kurz, mit einigen Spielern habe ich erst zwei Wochen zusammenarbeiten können.

Wie weit sind Sie schon in Ihrer Arbeit mit der Mannschaft?
Es wird noch dauern, bis die Automatismen greifen. Man sagt ja, dass man rund drei Monate dafür veranschlagen muss. Es wird dazwischen auch Rückschläge geben. Wichtig ist, dass wir konsequent bleiben.

Ab wann darf man Ihre Arbeit ernsthaft beurteilen? Ab wann sieht man die Handschrift von Thorsten Fink?
Geben Sie mir zwei bis drei Monate. In den zwei Spielen gegen Krasnodar und Union Berlin hat man schon eine Handschrift erkennen können. Im Spiel nach vorne hat uns aber noch das Vertrauen gefehlt, das Selbstverständliche.

Haben Sie sich Ihren Beginn bei der Austria so vorgestellt?
Absolut. Ich bin ab und zu sogar positiv überrascht worden, aber noch nicht negativ. Die Spieler sind hungrig, clever und ziehen mit. Wir können hier viel entwickeln. Mit Sportdirektor Franz Wohlfahrt kann man die Dinge direkt und schnell besprechen, weil er kein Typ ist, der hinterrücks arbeitet.

Auffallend ist, dass Sie im Training sehr viele Einzelgespräche mit den Spielern führen.
Das ist auch meine Philosophie, vor allem, wenn ich neu zu einem Verein komme. Ich gehe auf sie ein, weil ich sie verstehen möchte. Warum sie vielleicht schlecht gespielt haben. Einfache Spieler sind mir auch recht, aber mit den schwierigen Typen muss man umgehen können. Ich sage ihnen aber auch deutlich, was ich von ihnen verlange. Wenn’s einer bringt, hat er bei mir eine Chance. Zieht er nicht mit, hat er eben keine Chance. Jeder darf Fehler machen. Aber er muss alles geben und sich an die Vorgaben halten.

Haben Sie als Spieler ebenfalls Einzelgespräche benötigt?
Wenn ich gespielt habe, dann nicht (lacht). Wenn ich nicht gespielt habe, dann hat Ottmar Hitzfeld schon mit mir gesprochen, wenn er gemerkt hat, dass ich unruhig werde. Er hat das sehr gut beherrscht. Ich kann ja nicht Spieler links liegen lassen. Jeder muss das Gefühl bekommen, dass wir ein Team sind.

Die schönste Philosophie nützt nichts, wenn man nicht die Spieler dafür hat. Haben Sie die richtigen Typen für Ihren Stil?
Für diese Saison sicher. Da wollen wir in die Top 4, uns für den Europacup qualifizieren. Platz drei wäre überhaupt top. Man darf sich die Ziele nicht zu hoch setzen. Langfristig wird es sicher zwei bis drei Jahre dauern, bis wir dort sind, wo wir hin wollen. Ein gutes Beispiel für mich ist Gladbach.

Das bedeutet, dass bei den Einkäufen sukzessive nachgebessert wird?
Ja, auch was die Akademie betrifft. Wir müssen schauen, wer da nachrücken kann. Ich sehe das Projekt ähnlich wie damals beim FC Basel. Für die Entscheidungen gibt es kurze Wege.

Die Austria wurde zuletzt nur Siebenter. Spüren Sie Druck oder ist die Arbeit einfach, da es ohnehin nur besser werden kann?
Man hat vielleicht zwei Jahre geschlafen, andere Klubs sind uns nun voraus. Die Fans haben ihr Recht, viel von der Mannschaft zu verlangen, aber sie müssen auch realistisch bleiben. Platz eins und zwei sind derzeit nicht realistisch. Wir wollen die Fans begeistern und den Klub auf eine gute Basis stellen. Nachhaltigkeit kommt nur, wenn ich behutsam entwickle. Ein Stürmer wie Pizarro hilft uns ein Jahr. Und was dann? Wir brauchen Spieler, die uns nachhaltig helfen.

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