Salzburgs Gastspiel bei einer Legende

Die Fans von Celtic Glasgow gelten als extrem begeisterungsfähig und treu. 2003 gewannen sie für ihr vorbildliches Verhalten den FIFA-Fairnesspreis.
Salzburg tritt heute bei Celtic Glasgow an, einem der populärsten Fußball-Klubs der Welt.

Es waren TV-Bilder, die im November 2012 um die Welt gingen: Die Tränen kullerten über das Gesicht von Rod Stewart. Der Weltstar holte ein weißes Taschentuch aus seiner Sakkotasche, um diese wegzuwischen. Sekunden zuvor hatte Celtic Glasgow in der Champions League den FC Barcelona mit 2:1 besiegt. Es war der letzte Höhepunkt einer an Höhepunkten reichen Historie des heutigen Salzburger Europa-League-Gegners (21.05 Uhr/ live ORFeins, Sky Sport).

Der Rocksänger, der in seiner 45-jährigen Solokarriere über 100 Millionen Tonträger verkauft hat, ist, obwohl er in London geboren wurde und sein schottischer Vater Anhänger von Hibernian Edinburgh war, seit Jahrzehnten glühender Celtic-Fan. Seine Liebe zum Klub aus Glasgow verewigte der 69-Jährige auch in einem seiner Hits ("You’re in my heart ").

400 Fanklubs

Rod Stewart ist kein Einzelphänomen. Der Klub hat 400 Fanklubs in 70 Ländern – von Australien über Japan und Südkorea bis Kenia. Allein in den USA gibt es eine Million organisierte Celtic-Anhänger, in beinahe der Hälfte der 50 Bundesstaaten sind Fanklubs registriert.

Gegründet wurde der Klub im November 1887 von Bruder Walfrid. Der aus Irland stammende Mönch lukrierte mit dem Klub Geld für die verarmte Bevölkerung im Glasgower East End, in dem großteils irische Einwanderer wohnten.

Die Klubfarbe Grün-Weiß ist heute nicht die einzige Verbindung zu Irland, zu jedem Heimspiel reisen Hunderte Fans von der grünen Insel nach Glasgow an.

Drei Viertel der Celtic-Fans sind bekennende Katholiken. Aber im Gegensatz zum Stadtrivalen Rangers, bei dem noch bis 1989 ausschließlich protestantische Fußballer beschäftigt waren, spielten bei Celtic immer Spieler aller Konfessionen.

Trainer Jock Stein, der Celtic zum größten Erfolgen der langen Klubgeschichte führte, war Protestant. 13 Jahre (1965 bis 1978) betreute er den Klub. 1967 gewann Celtic als erster Klub, der nicht aus Südeuropa kam, den Meistercup, den Vorläufer der Champions League.

Celtics Fanbasis ist groß. 80.000 Anhänger waren 2003 in Sevilla, als der 45-fache schottische Meister im UEFA-Cup-Finale gegen Porto spielte. Celtic verlor 2:3 nach Verlängerung, aber die Fans machten den Abend zu einem unvergesslichen und erhielten für ihr Verhalten den Fairnesspreis der FIFA.

Für viele Prominente aus dem Showbusiness gehört es zum guten Ton, sich einmal in einem Celtic-Dress fotografieren zu lassen. Einige sind aber auch echte Fans wie Rod Stewart – etwa die schottischen Hollywood-Stars James McAvoy ("X-Men") und Gerard Butler ("300"). McAvoy träumt davon, einmal die Celtic-Legende Jimmy Johnstone in einem Film zu spielen. Butler war als Jugendlicher Stammgast auf "The Jungle", der berüchtigten Fantribüne im Celtic Park.

45.000 Zuschauer

Die Zuschauerzahlen des Klubs aus der 600.000-Einwohner-Stadt sind noch immer beachtlich. Momentan liegt der Schnitt pro Spiel bei rund 45.000. Damit gehört Celtic auch zu den Top-25-Vereinen in Europa, obwohl zuletzt das Interesse leicht zurückgegangen ist.

Wohl auch, weil dem Klub der große Rivale abhandengekommen ist. Die Rangers mussten 2012 nach einem Konkurs in die vierte Liga absteigen. "Dadurch ist Magie verloren gegangen. Leider braucht der schottische Fußball diese Rivalität", meint James McAvoy.

Das "Old Firm", das seit 1888 ausgetragen wird, gilt als das prestigeträchtigste Stadtduell der Welt. "Die Atmosphäre ist elektrisierend", beschrieb Rod Stewart einmal die Stimmung. 399 Derbys gab es bisher, das letzte im April 2012. Das 400. Duell zwischen Celtic und den Rangers wird es noch diese Saison geben: Ende Jänner im Halbfinale des Liga-Cups.

Vielleicht werden wieder Tränen kullern.

Bei den Salzburger Spielern ist die Vorfreude auf die heutige Europa-League-Partie bei Celtic Glasgow groß. "Ich freue mich schon riesig auf das Spiel und die Stimmung, die dort herrschen wird", sagt Spielmacher Kevin Kampl.

Die Aufgabe für das fünfte Gruppenspiel bei Schottlands Meister ist klar: "Unser vorrangiges Ziel ist es, auch in Schottland zu gewinnen und die Gruppe als Erster zu beenden. Wie das gehen kann, hat die Mannschaft ja schon mehrfach eindrucksvoll gezeigt, auch zuletzt in Zagreb", sagt Salzburg-Trainer Adi Hütter. Gelingt ein Sieg, dann hätten die Salzburger zum dritten Mal nach 2009 und 2013 ihre Europa-League-Gruppe gewonnen.

Dafür müsste Salzburg allerdings eine Negativserie beenden: Noch nie konnte ein Klub aus Österreich im legendären, 122 Jahre alten Celtic Park im Osten der schottischen Industriestadt im Europacup gewinnen. Innsbruck verlor 1:2 (1977) und 3:6 (1997), Rapid spielte vor fünf Jahren 1:1-Remis und unterlag in einem Skandalspiel 1984 mit 0:3. Die Wiener haben gegen Celtic sogar einmal auswärts gewonnen (1:0). Das Wiederholungsspiel vor 30 Jahren nach dem Flaschenwurf auf Rudi Weinhofer fand allerdings in Manchester statt.

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