Österreich schlägt Liechtenstein 5:0
Es gab Zeiten, in denen dem österreichischen Fußballfan vor solchen Auswärtsspielen wie in Liechtenstein ein jedes Mal Angst und Bang werden musste. Zeiten, die noch gar nicht einmal so lange der Vergangenheit angehören, in denen auf fremden Plätzen kein Gegner zu klein sein konnte, um nicht einen potenziellen großen Stolperstein für die österreichische Nationalmannschaft darzustellen. Insofern dürfte dieses unaufgeregte 5:0 im Fürstentum eigentlich schon als bemerkenswerter Erfolg eingestuft werden. Andererseits: Nach den bisherigen Auftritten in der EM-Qualifikation und der Entwicklung in der Ära Marcel Koller war vom österreichischen Team auch gar nichts anderes zu erwarten.
Es war eine Mischung aus Professionalität und Leichtigkeit, mit der die Österreicher in Vaduz ihr Programm abspulten und den geforderten Pflichtsieg einfuhren. Sie machten also schlicht das, was von einer Mannschaft verlangt werden muss, die in 15 Monaten an der EM teilnehmen möchte.
Klasseunterschied
Zur Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit, die das ÖFB-Team an den Tag legte, kam vor allem in der Anfangsphase eine unbarmherzige Effizienz hinzu. Nach einer Viertelstunde und zwei schnellen Angriffen war die Auswärtspartie mit Heimvorteil – 4000 der 6127 Fans waren Österreicher – bereits früh entschieden und damit die Vorgabe von Marcel Koller umgesetzt. Man müsse den deutlichen Unterschied in der Weltranglisten-Platzierung auch auf dem Platz erkennen können, hatte der Teamchef gefordert.
In den beiden Spielzügen, die zur frühen 2:0-Führung führten, wurde der Klassenunterschied besonders deutlich. Der Doppelpass zwischen Harnik und Junuzovic, den der Stuttgart-Legionär eiskalt abschloss, überforderte die Defensive der Liechtensteiner – 0:1 (14.). Und der flotte Angriff, der von Alaba und Arnautovic über links mit links vorgetragen wurde, erwischte die Fürstentum-Kicker auf dem falschen Fuß, Janko musste den Ball nur noch ins leere Tor schieben – 0:2 (16.).
Kürprogramm
Wenn der Teamchef seinen Spielern nach diesem Auftakt nach Maß wirklich etwas vorwerfen konnte, dann ist es der mitunter zu fahrlässige Umgang mit den Torchancen. Bereits vor der Pause hätten die Österreicher nachlegen können, ja sogar müssen, doch Harnik verfehlte das verwaiste Tor. Und Alaba verjuxte sogar einen Elfmeter (32.).
Diese Nachlässigkeiten fielen gegen einen Gegner wie Liechtenstein freilich nicht weiter ins Gewicht. Und nach der Pause wurde der Spaziergang für die Österreicher dann noch angenehmer. Als bei den Liechtensteinern die Kräfte schwanden, und sich die Überlegenheit in drei weiteren Toren niederschlug – sehenswerten Toren. Alaba mit einem eleganten Weitschuss, Junuzovic und Arnautovic sorgten für weitere Kürelemente bei diesem Pflichtsieg im Fürstentum, der sehr deutlich und sehr souverän ausfiel.
Dieses 5:0 war ein weiterer Schritt Richtung EM in Frankreich. Und angesichts des Restprogramms (Heimspiele gegen Moldawien, Liechtenstein) und der jüngsten Leistungen sind die Freudengesänge der Fans nachvollziehbar. Die skandierten in Vaduz: "Frankreich, wir kommen."
KURIER-Noten für die Teamspieler:
Vaduz, Rheinpark Stadion, 6.127 Zuschauer (ausverkauft), SR Zwayer (GER)
Tore:
0:1 (14.) Harnik
0:2 (16.) Janko
0:3 (59.) Alaba
0:4 (74.) Junuzovic
0:5 (93.) Arnautovic
Anm.: Alaba schoss einen Elfmeter neben das Tor (33.).
Liechtenstein: Jehle - Quintans (55. Salanovic), Frick, Kaufmann, Oehri - Christen (83. Kühne), M. Büchel (88. Gubser), Polverino, Wieser, Burgmeier - Hasler
Österreich: Almer - Klein, Dragovic, Hinteregger, Fuchs - Baumgartlinger, Alaba - Harnik (72. Sabitzer), Junuzovic (82. Hinterseer), Arnautovic - Janko (77. Djuricin)
Gelbe Karten: Jehle bzw. Klein
Wenn ich es mir aussuchen kann, dann nehme ich nicht den schmutzigen Sieg und nicht den Schönheitspreis." So kommentierte Österreichs Teamkapitän Christian Fuchs letztes Jahr den Sieg gegen Moldawien. Für den gab es wahrlich keinen Schönheitspreis. Aber drei Punkte. Zwei Jahre zuvor war man aus Kasachstan mit nur einem Punkt nach einem 0:0 heimgeflogen.
Österreichs Teamspieler sind gereift. In Liechtenstein brauchten sie nicht einmal einen schmutzigen Sieg. Mit zwei wunderschön herausgespielten Toren machten sie in Vaduz schon früh alles klar.
Da fiel nicht einmal ins Gewicht, dass David Alaba einen Elfer verschossen hat. Der hat gegen Schweden die Nerven behalten und vom Punkt die Führung beim 1:1 zum Qualifikationsauftakt erzielt. Und er hat im nächsten Spiel in Moldawien wieder den Elfer zur Führung beim 2:1 verwandelt.
Man kann die Frage stellen: Muss ein Fußballer von Welt zu so einem unwichtigen Zeitpunkt überhaupt treffen? Seinen Wert wird der Fehlschuss nicht mindern. Die Bayern werden wohl die kolportierten acht Millionen Gage kaum kürzen. Real Madrid wird sich vielleicht wieder mal melden.
Aber wohl nicht, weil er Österreich erstmals zu einer EM führt – das steigert seinen ohnehin hohen Status bei den Fans. Auf dem großen Parkett zählen jedoch nur große Titel. Und es ist schwer vorstellbar, dass er die mit Österreichs Team holt. Wohl eher mit Bayern. Oder mit wem auch sonst.
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