EURO ohne Niederlande ganz nah

Wesley Sneijder kann's nicht fassen.
Seit 1988 war die "Elftal" bei jeder Europameisterschaft dabei.

England, Tschechien und Island haben am vergangenen Wochenende als erste Nationen das Ticket für die Fußball-EM 2016 gelöst. Dem ÖFB-Team und Wales fehlt noch ein Punkt, auch für "Großmächte" wie Deutschland, Spanien, Italien und Belgien sieht es gut aus. Die Niederlande stehen dagegen mit dem Rücken zur Wand. Ohne Schützenhilfe werden Arjen Robben und Co. das Turnier in Frankreich verpassen.

Auch unter dem neuen Bondscoach Danny Blind steckt die niederländische Nationalmannschaft weiter tief in der Krise. "Oranje" verlor am Sonntag in Konya 0:3 gegen die Türkei und kann aus eigener Kraft nicht mehr den dritten Rang, der zur Teilnahme an den Play-offs berechtigt, erreichen. Die Türken haben in der Tabelle zwei Punkte Vorsprung.

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"Haben uns nicht belohnt"

"Wir haben unser Schicksal nicht mehr in der Hand", sagte Blind nach der neuerlichen Pleite des WM-Dritten von 2014 im niederländischen Fernsehsender NOS. Mit individuellen Fehlern habe man sich "selbst in den Fuß geschossen", urteilte Blind, der von zwei Spielen als Cheftrainer ebenso viele verloren hat. "Insgesamt hatten wir wahrscheinlich mehr Chancen als die Türkei, aber wir haben uns nicht selbst belohnt."

Mittelfeldspieler Wesley Sneijder war sich nicht sicher, was genau in Konya schiefgelaufen war. "Vielleicht ist es Pech, vielleicht fehlt das Selbstvertrauen", rätselte der Galatasaray-Profi. "Wir haben zwei leichte Tore reingelassen, das hatte ausschließlich mit einem Mangel an Konzentration und Fokus zu tun", fand der 31-Jährige dann aber doch eine zumindest teilweise schlüssige Erklärung.

Die EM-Qualifikation der "Elftal" begann mit einem Fehlstart. Gleich das erste Match in Prag gegen Tschechien ging vor knapp einem Jahr 1:2 verloren, es war das erste Pflichtspiel von Guus Hiddink bei seinem Comeback auf der Kommandobrücke. Einen Monat später folgte die 0:2-Schlappe gegen Island in Reykjavik. Pflichtsiege gegen Kasachstan und Lettland konnten nicht über das Fehlen einer klaren Spielphilosophie und den Mangel an Kreativität hinwegtäuschen.

"Schrecklich"

Ende Juni 2015 trat Hiddink angesichts von anhaltender Kritik von seinem Amt zurück, der bisherige Co-Trainer Blind wurde zum neuen Chefcoach befördert. Doch auch unter ihm trat keine Verbesserung ein. "Die ganze Qualifikation war unglaublich schwierig", sagte Robin van Persie. "Wir haben noch eine Chance, aber können es nicht mehr aus eigener Kraft schaffen, was schrecklich ist."

Die Niederlande, die bei zehn Punkten halten, müssen die letzten beide Spiele in Kasachstan und gegen Tschechien gewinnen und darauf hoffen, dass die Türkei (zwölf) in ihren ausständigen Begegnungen in Tschechien und gegen Island einmal verliert, zweimal Unentschieden spielt oder zweimal verliert. In diesem Fall würde sogar ein Sieg reichen.

Ganz so schwarz sieht es für "Oranje" also gar nicht aus - die Türken müssen aber mitspielen. Dennoch ist in niederländische Medien der große Katzenjammer ausgebrochen. Das aktuelle Team legte einen "eklatanten Mangel an Qualität, Fitness, Teamwork und Mut" an den Tag, befand die Zeitung "De Volkskrant". Sogar das Ende einer Ära wurde bereits ausgerufen. Seit 1988, als man den ersten und bisher einzigen großen Titel gewann, waren die Niederlande bei jeder EM dabei.

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