Die Ball-Königin aus der Regionalliga

Die Kicker der Werkssportgemeinschaft Wattens staunten nicht schlecht über den prominenten Gast beim Wintertrainingslager in der Türkei: Der Klubboss höchstpersönlich begleitete die Tiroler Regionalligamannschaft im Februar ins ferne Belek und ließ sich dabei keine Trainingseinheit entgehen.

So ein Enthusiasmus und Engagement sind nicht selbstverständlich. Was die Sache aber noch weit bemerkenswerter macht: Der Boss der Fußballer der WSG Wattens ist eine Frau.

Diana Langes-Swarovski feiert gerade ihr einjähriges Jubiläum als Präsidentin des Traditionsvereins. So mancher in der männerdominierten Fußballbranche hatte die Bestellung der 42-Jährigen seinerzeit als Marketing-Gag abgetan und in der Vertreterin aus der Kristall-Dynastie nur eine Ehrenfunktionärin gesehen. Aber all die Skeptiker, Spötter und Besserwisser hat Langes-Swarovski rasch eines Besseren belehrt. Man könne sich, so sagen sie in Wattens einhellig, keinen besseren Klubchef vorstellen.

Ausnahmestatus

Frauen in Führungsposition sind nicht leicht zu finden in der Männerdomäne Fußball. Sicher, da gibt es Bibiana Steinhaus, die Schiedsrichterin, die in der zweiten deutschen Liga die Herren Profis nach ihrer Pfeife tanzen lässt. Und da ist seit kurzem auch noch Corinne Diacre, die beim französischen Zweitligisten Clermont auf der Trainerbank sitzt, aber eine Frau an den Schalthebeln des Fußballs, als engagierte Klubchefin und Spielmacherin im Hintergrund, das hat Seltenheitswert.

Die Spuren, die Diana Langes-Swarovski in ihrer einjährigen Amtszeit bereits hinterlassen hat, sind nicht zu übersehen. Der Werksverein des Swarovski-Imperiums hatte lange Zeit ein leicht verstaubtes Image, und der Ansturm und die Begeisterung der Fans waren in der Vergangenheit überschaubar.

Mit der neuen Präsidentin weht nun aber ein frischer Wind durchs Gernot-Langes-Stadion. Da ist nichts zu bemerken von einer Klubchefin, die bloß in den Vereinsstatuten auftauchen und nur ihren prominenten Namen zur Verfügung stellen würde. Im Gegenteil: Diana Langes- Swarovski ist am Ball, sie sieht mehrmals in der Woche im Stadion nach dem Rechten und begleitet die Mannschaft sogar regelmäßig zu Auswärtsspielen. "Sie ist wahnsinnig aktiv und hat viele Ideen", berichtet Vorstandskollege Matthias Neeff. "Die Leute sehen, dass sich im Verein etwas bewegt."

Charmeoffensive

Die modebewusste Präsidentin hat gleich einmal eine stylische Fankollektion auflegen lassen und die grünen Shirts, die inzwischen das Tribünenbild prägen, genießen bereits Kultstatus. Dazu lässt sie mit Fanaktionen den Doppelpass zwischen Spielern und Publikum pflegen. Der Verein, so sind sich in Wattens alle einig, ist durch Diana Langes-Swarovski attraktiver geworden. So konnte der Klub mittlerweile auch schon einige neue Geldgeber finden. Ein Verdienst der Kontakte der Präsidentin und ihrer charmanten Art.

Als die Mannschaft in der Regionalliga zuletzt in eine sportliche Krise geschlittert war, sprach sie den Spielern und dem Trainer Mut zu und ließ das Team in Ruhe weiterarbeiten. Der Sport, sagt die dynamische Präsidentin, sei nicht ihre Kernkompetenz.

Manchmal mischt sich Diana Langes-Swarosvki dann aber doch in die Belange der Kicker ein: Weil ihr im Wintertrainingslager in Belek das Engagement der Spieler dermaßen imponiert hatte, lud die Präsidentin die gesamte Mannschaft zur Belohnung kurzerhand ins türkische Dampfbad ein.

Wenn Frauen im Männersport das Sagen haben