Dortmund fegt Real weg

Borussia Dortmund's Robert Lewandowski celebrates after scoring a goal as Real Madrid's Raphael Varane (L) Sergio Ramos (2nd L) and goalkeeper Diego Lopez (R) appeal for offside, during their Champions League semi-final first leg soccer match at BVB stadium in Dortmund April 24, 2013. REUTERS/Kai Pfaffenbach (GERMANY - Tags: SPORT SOCCER)
Robert Lewandowski trifft vier Mal, Dortmund siegt 4:1, ein deutsches Finale winkt.

Die Dortmunder Fans hören auf ihren Trainer. „Ich bitte euch, lasst uns einen ganz besonderen Abend daraus machen“, hatte Jürgen Klopp die BVB-Anhänger am Tag vor dem Hinspiel im Champions-League-Semifinale gegen Real Madrid gebeten.

Nicht nur der Erfolgscoach hatte die Befürchtung, dass die Stimmung wegen des am Montag bekannt gewordenen Wechsels von Mario Götze zum Klassenfeind Bayern nicht so euphorisch sein würde wie normalerweise.

Doch weit gefehlt: Von der gigantischen Südtribüne gab es jenen Support, der die Stimmung im Signal Iduna Park so einzigartig macht. Auch Mario Götze, dem in den sozialen Netzwerken eine Welle der Entrüstung entgegen geschwappt war, wurde gefeiert und angefeuert.

Blitzstart

Auch den 20-Jährigen hatte die Aufregung um seinen Transfer nach München ziemlich kalt gelassen. Götze war jedenfalls sofort mittendrin, statt nur dabei. Die frühe Dortmunder Führung entsprang seiner perfekten Flanke: Robert Lewandowski bugsierte den Ball ins Tor (8.).

Das 1:0 offenbarte einmal mehr die defensiven Schwächen der Madrilenen: Sergio Ramos hatte Götze ungehindert flanken lassen. Die Teilnahmslosigkeit des Real-Kapitäns war symptomatisch für das Auftreten der Gäste. Es schien, als wären die Madrilenen zum Zuschauen nach Dortmund gekommen.

Das Spiel war deshalb auch ein ganz anderes, als jenes am Tag zuvor in München. Da hatte die unterlegene Mannschaft aus Barcelona meist den Ball, während die Bayern geschickt die Räume defensiv zustellten und offensiv nützten – und schlussendlich mit 4:0 siegten.

Dortmund konnte aus der Überlegenheit zunächst kein weiteres Kapital schlagen. Das Spiel verkam zum Langweiler. Genau dies spielte Real in die Karten, die nur auf einen Abwehrfehler warteten. In der 43. Minute machte sich die Geduld bezahlt: Hummels misslang ein Rückpass völlig, Higuain spielte Ronaldo frei, der Portugiese musste den Ball nur mehr ins leere Tor schieben.

Hattrick

Nach dem Wechsel ging die Fehlerorgie weiter. Dieses Mal schlief die Real-Abwehr im Kollektiv, Lewandowski konnte sich am Fünfer ungehindert den Ball nach einem Reus-Schuss stoppen und einschießen – 2:1 (50.).

Fünf Minuten später stand es sogar 3:1 – wieder patzte die Real-Abwehr, wieder traf Lewandowski, dieses Mal nach einem abgefälschten Schmelzer-Schuss.

Und die Lewandowski-Festspiele gingen weiter. Und auch beim vierten Treffer des Polen halfen die Real-Stars kräftig mit: Xabi Alonso hatte Reus im Strafraum umgestoßen, Lewandowski verwertete den Elfer für die nun überlegenen Dortmunder trocken – 4:1 (66.).

Real spielte noch schlechter als in Hälfte eins. Und das war eine Kunst. Coach Mourinho reagierte, brachte Di Maria, Benzema und Kaka. Einem zweiten Auswärtstor kamen die Madrilenen trotzdem nicht mehr nahe.

Nun spricht alles für ein Finale Dortmund gegen Bayern. Es wäre das vierte nationale Champions-League-Endspiel nach Real Madrid – Valencia (2000), Juventus – Milan (2003) und Manchester United – Chelsea (2008).

Borussia Dortmund - Real Madrid 4:1 (1:1)
Dortmund, Signal Iduna Park, 65.829 Zuschauer (ausverkauft), SR Björn Kuipers/NED

Tore:
1:0 ( 8.) Lewandowski
1:1 (43.) C. Ronaldo
2:1 (50.) Lewandowski
3:1 (55.) Lewandowski
4:1 (67.) Lewandowski (Elfmeter)

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek (83. Großkreutz), Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Gündogan (92. Schieber) - Blaszczykowski (82. Kehl), Götze, Reus - Lewandowski

Real Madrid: Lopez - Ramos, Varane, Pepe, Coentrao - Khedira, Alonso (80. Kaka) - Özil, Modric (68. Di Maria), C. Ronaldo - Higuain (68. Benzema)

Gelbe Karten: Lewandowski bzw. Khedira, Özil

Rückspiel am 30. April in Madrid

Bereits am Dienstag: FC Bayern München - FC Barcelona 4:0 (Rückspiel am 1. Mai in Barcelona)

Finale am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion

Jürgen Klopp (Dortmund-Trainer): "Das war Fußball pur, ein unglaubliches Spiel. Ehrlich gesagt, man muss sich schon zwingen, nicht komplett durchzudrehen vor Glück. Aber es gibt auch noch ein Rückspiel. Sie werden uns dort alles abverlangen. Das wird kein Honigschlecken. Wir haben bis dahin noch ein bisschen Zeit und werden uns Gedanken darüber machen."

Jose Mourinho (Real-Madrid-Trainer): "Die bessere Mannschaft hat gewonnen. Dortmund war präsenter, aggressiver, individuell viel stärker, auch mental sehr stark und hat sich daher den Sieg absolut verdient. Das 1:4 ist vielleicht ein bisschen zu hoch. Ich weiß nicht, was in der zweiten Hälfte passiert ist. Jedes einzelne Gegentor war ein individueller Fehler von uns. Natürlich habe ich noch Hoffnung, aber es wird schwer, es braucht ein perfektes Rückspiel. Jeder muss seinen Teil beitragen, dann können wir vielleicht auch das schaffen, was Dortmund heute geschafft hat."

Mats Hummels (Dortmund-Abwehrspieler): "Ich glaube, dass die ganze Mannschaft außer mir eine großartige Leistung gezeigt hat. Aber wir wissen auch, was uns jetzt in Madrid erwartet. Das wird ein Orkan, der über uns hinwegfegt. Ein deutsches Finale hätte mit Sicherheit einen gewissen Reiz."

Robert Lewandowski (Dortmund-Vierfach-Torschütze): "Es ist ein Wahnsinn, es freut mich, vier Tore geschossen zu haben. Wir sind zufrieden, es war ein wirklich gutes Spiel. Wir haben in der ersten Hälfte gut gespielt und in der zweiten Hälfte dann auch mehr Tore geschossen. Wir sind aber noch nicht im Finale, wir haben nur den ersten Schritt gemacht und müssen auch in Madrid noch gut spielen."

Sergio Ramos (Real-Madrid-Abwehrspieler): "Wir haben den nötigen Einsatz vermissen lassen. Wir müssen jetzt aber weiter daran glauben, dass wir die Partie im Rückspiel noch drehen können. Wir werden von der ersten Minute an kämpfen."

DEUTSCHLAND:

Berliner Morgenposten: "BVB überrennt Real - Lewandwoski lässt Dortmund vom Finale träumen."

Bild: Deutsches Finale ganz nah! Klopp und sein Tor-Titan. Die Spanier kriegen die Hucke voll."

Frankfurter Rundschau: "Das nächste Wunder."

Hamburger Abendblatt: "Dortmund fegt Real vom Platz. Lewandowski stellt Götze in den Schatten."

kicker: "Wembley, wir kommen!"

Süddeutsche Zeitung: "Die Lewandowski-Show."

Stuttgarter Zeitung: "Dortmund im Ausnahmezustand."

Stuttgarter Nachrichten: Lewandowski lehrt Real Madrid das Fürchten."

Tagesspiegel: "Lewandowski galaktisch."

SPANIEN:

El Pais: "Die Bundesliga überrollt auch Real Madrid. Ein blasser und schwerfälliger spanischer Meister erlebt beim BVB ein Spießrutenlaufen."

El Mundo: "Real war nicht das Gegenstück des FC Barcelona. Die Madrilenen gingen in Dortmund ebenso unter wie die Katalanen in München. Ihr einziger Treffer war nicht einmal ihr eigener Verdienst, sondern ein Geschenk des Gegners."

ABC: "Eine Dampfwalze zerstört ein chaotisches Real."

La Razon: "Lewandowski hat kein Erbarmen mit Real Madrid."

Marca: "Klopps Dortmund überrollt Madrid. Real erhält eine Tracht Prügelowski."

As: "Real wird in Dortmund von der Borussia vom Platz gefegt. Aber Ronaldos Tor lässt den Madrilenen einen Funken Hoffnung."

El Mundo Deportivo: "Real erlebt in Dortmund ein Total-Debakel. Lewandowski reißt die Madrilenen aus ihren Träumen vom zehnten Europacupsieg."

Sport: "Auch Real Madrid bekommt von den Deutschen vier Dinger eingeschenkt."

ENGLAND:

Daily Mail: "Genau das, was sich jeder in Wembley erhofft hat: Das erste rein deutsche Europacup-Finale. Fußball kommt nach Hause. Genießt das, Leute. Und das werden wir. Keine Beschwerde. Warum auch? Es ist quasi unmöglich, zu bestreiten, dass die zwei Top-Clubs in der Bundesliga derzeit auch die zwei besten in Europa sind."

The Daily Telegraph: "Fußball kommt nach Hause - und auf dem Wembley Way werden Lederhosen und gelb-schwarze Shirts auf und ab laufen. (...) Der Kuchen zum 150. Geburtstag der FA wird eine Schwarzwälder Kirschtorte sein. (...) Die Karten für ein rein deutsches Finale liegen auf dem Tisch - mit dem Potenzial für das längste Elfmeterschießen der Geschichte."

The Independent: "Am zweiten Abend nacheinander wurde ein spanischer Gigant in Deutschland gefällt. (...) Vielleicht ist das der Beweis, dass sich das Kräfteverhältnis im europäischen Fußball von Spanien nach Deutschland verschoben hat."

The Times: "Die Erde in Fußball-Europa bebte am zweiten Abend nacheinander - als Robert Lewandowski Real vier Tore reindonnerte. (...) Jetzt fragen wir uns, ob dieses kühne, aufregende Team Champion von Europa werden kann. Sie werden ein extrem beliebter Finalist sein - so frech wie sie spielen."

ITALIEN:

La Gazzetta dello Sport: "Panzer Champions. Deutschland - Spanien: 8:1. In Dortmund versenkt ein Super-Lewandowski Mourinhos Real mit einem Wahnsinns-Poker. Das war historisch. Real wurde gedemütigt. Jetzt bräuchte 'Mou' schon ein Wunder. Der deutsche Fußball reserviert das Finale von Wembley."

Tuttosport: "Lewandowski zerbröselt Real. Der Stürmer schießt vier Tore und Dortmund damit praktisch ins Finale."

Corriere dello Sport: "Lewandowski erteilt Real eine Lehrstunde. Deutschlands Übermacht in Europa."

POLEN:

Gazeta Wyborcza: "Der unREALe Lewandowski - vier Tore im Halbfinale der Champions League gegen den am meisten mit Titeln versehenen Club der Welt. Das schafften weder Messi noch Ronaldo. Dem polnischen Stürmer von Borussia Dortmund gelang es. Nach einem solchen Abend lässt sich nicht sagen, wo Lewandowskis Grenzen liegen."

PORTUGAL:

O Jogo: "Die Deutschen fegen in der Champions League alles weg. Das Tor von Ronaldo war zu wenig angesichts der vier Treffer von Lewandowski."

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