Robert Lewandowski: Das Treff-Ass sticht nicht

Robert Lewandowski: Der polische Stürmer wartet noch auf seinen ersten Treffer bei dieser EM.
Der Pole stellt sich in den Dienst der Mannschaft und wird grob behandelt.

Wer vor der Europameisterschaft auf Robert Lewandowski als Torschützenkönig getippt hat, der kann schon langsam sein Geld abschreiben. Wer darauf getippt hat, dass Polen ohne ein Lewandowski-Tor ins Viertelfinale kommt, wäre hingegen reich geworden. Ein Tor hat er erzielt, das war zwar wichtig, aber nicht aus dem Spiel heraus: Der Kapitän lief beim Elfmeterschießen gegen die Schweiz als Erster an und verwertete total sicher.

Der beste Torjäger der abgelaufenen Saison in Deutschland und in der Qualifikation für diese EM hat in der Endrunde noch kein Tor aus dem Spiel erzielt. Seine Torflaute ist in Polen fast schon Thema Nummer 1. "Hysterie", nennt es Verbandschef Zbigniew Boniek. Tatsache ist aber, dass Lewandowski sein letztes Tor im Team vor sieben Monaten geschossen hat und in den letzten sechs Spielen leer ausgegangen ist. "Robert ist nicht unser Problem, sondern das Problem unserer Gegner. Deswegen sollten wir uns nicht verrückt machen", sagte Boniek.

Der Teamplayer

Rückendeckung bekommt der Kapitän auch von Teamchef Adam Nawalka. Gebetsmühlenartig betont der, wie wichtig Lewandowski für das Team sei und wie mannschaftsdienlich er spiele. "Und am Ende wird er auch sein Tor machen." Lewandowski selbst bleibt äußerlich gelassen: "Wenn ich in der Gruppenphase zwei, drei Tore schieße und wir sind weg, dann bringt das ja nichts."

Was sind aber die Gründe der Torflaute: Ist er müde? Muss er mehr für die Mannschaft machen als bei den Bayern? Haben sich die Gegenspieler perfekt auf seinen Spielstil eingestellt? Oder wird er einfach meist nur umgenietet? Tatsache ist, dass Lewandowski nach dem Achtelfinale der Spieler ist, an dem die meisten Fouls begangen worden sind. 16-mal wurde er gefoult. Egal, denn Lewandowski hat Helfer: Drei Tore hat Polen aus dem Spiel heraus gemacht, eines Milik (gegen Nordirland), die beiden anderen (gegen Ukraine und Schweiz) besorgte Jakub Blaszczykowski.

Nicht die besten Freunde

Dabei waren die beiden in ihrer Dortmunder Zeit nicht gerade beste Freunde. "Es ist kein Geheimnis, dass wir nicht auf einer Wellenlänge liegen", schreibt Blaszczykowski in seiner Biografie "Kuba". "Wir haben keinen Kontakt, jeder geht seinen Weg." Am Rande eines Länderspiels soll es einst zu einem Zwist in der Kabine gekommen sein, seitdem herrscht Funkstille. Als Nationaltrainer Adam Nawalka Blaszczykowski im Dezember 2014 die Kapitänsbinde wegnahm und ausgerechnet an den Bayern-Profi weitergab, war das ein Stich ins Herz des Mittelfeldspielers. "Ich hatte vor der EURO 2008 Probleme mit Trainer Leo Beenhakker, weil er mich nach Hause schickte. Aber der hat es mir wenigstens ins Gesicht gesagt", sagte Blaszczykowski jetzt. Und das, nachdem Nawalka ihn nach 19 Monaten zurück ins Team geholt hat.

In der Gefoulten-Statistik liegen mit Krychowiak (14) und Milik (10) noch zwei weiter Polen ganz vorn. Ihr heutiger Gegner Cristiano Ronaldo wurde zum Vergleich nur neun Mal gefoult. Der Star der Portugiesen hat es aber zumindest auch schon zu zwei Toren gebracht, beim 1:0 gegen Kroatien hat er zudem die Vorarbeit geleistet. Im Gegensatz zu Lewandowski hat er aber schon einen Elfer verschossen ...

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