Adele Neuhauser: "Es ist eine Abstumpfung zu beobachten"

Adele Neuhauser im Tatort
Adele Neuhauser über "Schock", ihre ROMY-Nominierung, Amokläufer und Grenzzäune.

Mit seinem "Tatort"-Debüt "Grenzfall" erreichte Regisseur und Drehbuchautor Rupert Henning vergangenes Jahr ein Millionenpublikum. Nun folgten in Wien die Dreharbeiten zu Hennings zweitem "Tatort".

"Schock" nennt sich der neue Fall mit Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer). Der Krimi – voraussichtlich 2017 im Fernsehen zu sehen – stellt das bewährte Ermittler-Team vor eine neue Herausforderung: Das Duo muss diesmal keinen Mord aufklären, sondern einen verhindern.

KURIER: Sie haben gerade den neuen "Tatort"-Fall "Schock" abgedreht. Wie war die Stimmung am Set?
Adele Neuhauser:
Es waren ausgesprochen intensive, aber auch sehr schöne Drehtage. Die Zusammenarbeit war von Anfang an erfreulich, weil Rupert Henning ein toller Regisseur, wunderbarer Drehbuchautor und großartiger Mensch ist.

Sie ermitteln bereits zum 15. Mal als Bibi Fellner an der Seite von Harald Krassnitzer (in der Rolle des Moritz Eisner). Kribbelt es da noch vor jedem neuen Fall, oder ist da schon viel Routine im Spiel?
Natürlich! Harald Krassnitzer und ich sind schon länger ein Team, kennen und verstehen uns gut vor und hinter der Kamera. Aber Routine lassen wir erst gar nicht aufkommen.

Wie geht es in der Beziehung zwischen Moritz Eisner und Bibi Fellner weiter?
Diese Scharmützel und Spannungen zwischen Moritz Eisner und Bibi Fellner wird es wohl weiterhin geben. Aber es wird nicht mehr zwischen den beiden passieren. Weil wir das für die Entwicklung der Figuren nicht wollen. Außerdem wäre es doch schade, denn dann wäre unsere Geschichte schon bald auserzählt.

Adele Neuhauser: "Es ist eine Abstumpfung zu beobachten"
"Vier Frauen und ein Todesfall", "Gottesurteil." Maria Salchegger wird wegen versuchten Mordes an ihrer Nebenbuhlerin Gerti Zeilinger verhaftet. Zugleich findet Gerti wieder zu ihrer tiefen Religiosität und predigt in der Kirche vor begeisterten Gläubigen. Julie, Pippa, Sabine und Salchegger trauen der Sache nicht und bemühen sich um die Freilassung von Maria. Damit noch nicht genug, bandelt der dubiose Investor Mirlinger mit Bürgermeisterin Mitzi an und bekommt im Östrogenrausch von ihr einen Freibrief für die Investition des gesamten Gemeindevermögens in Spekulationsgeschäfte.Im Bild: Adele Neuhauser (Julie). SENDUNG: ORF eins - DI - 08.03.2016 - 21:05 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Hubert Mican. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606

Worum geht es bei "Schock"?
Es geht um einen jungen Mann, der aus einem guten Hause kommt und seine Eltern entführt. Via Live-Stream meldet er sich dann zu Wort und kündet den Mord an seinen Eltern und seinen Suizid an. Er will mit diesem radikalen Vorgehen auf die Missstände in der kranken Welt, in der wir leben, aufmerksam machen. In diesem "Tatort" versuchen wir einen Mord zu verhindern und gehen der Frage nach, was junge Menschen dazu bringt, sich zu radikalisieren. Antworten auf diese Fragen erhalten wir von der Universitätsprofessorin Sarah Adler, gespielt von Mercedes Echerer, die eine Studie über jugendliche Amokläufer durchgeführt hat.

Ein sehr aktuelles Thema
Ja, leider. Es kommt immer wieder zu Amokläufen von jungen Menschen, die das Gefühl haben, nicht gebraucht und nicht ernst genommen zu werden.

Was läuft schief?
Es häuft sich immer mehr der traurige Umstand, dass junge Menschen keine positiven Perspektiven mehr haben. Es ist eine Abstumpfung innerhalb der Gesellschaft zu beobachten. Viele laufen seltsamen äußerlichen Zielen hinterher, agieren oberflächlich und können sich auf andere nicht mehr einlassen. Als Mensch wird man nur mehr nach seinen erbrachten Leistungen beurteilt. Es lastet ein enormer Druck auf der sogenannten Leistungsgesellschaft. Das kann zu vulkanartigen Ausbrüchen führen.

Was würden Sie den Menschen raten?
Die Menschen sollten sich wieder mehr auf die wesentlichen Dinge im Leben besinnen. Offen und warmherzig sein. Das gibt auch der Welt positive Energie zurück.

Reden die Menschen zu viel und handeln zu wenig?
Absolut. Die Leute reden zu viel, vor allem zu viel Blödsinn.

Sie äußern sich immer wieder zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Wie beurteilen Sie die Flüchtlingssituation?
Die Lage ist katastrophal, sie hat sich in den vergangenen Monaten nicht verbessert, sondern verschlechtert. Einige Politiker sollten sich schämen, dass sie die Menschen, die unsere Hilfe so dringend brauchen, so im Stich lassen. Ich habe das Gefühl, als würde man darauf warten, dass diese Menschen vor den Grenzzäunen sterben. Das ist hochgradig unmenschlich und sträflich. Schrecklich.

Nach einem Jahr Pause sind Sie wieder für eine ROMY nominiert. Wie schätzen Sie ihre Chancen ein?
Über meine Chancen auf eine weitere, vierte KURIER ROMY denke ich nicht nach. Ich freue mich sehr darüber, dass ich heuer wieder nominiert bin. Damit habe ich nicht gerechnet.

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