Rassismus bei Caritas-Aktion: Behörden ermitteln

Rassismus bei Caritas-Aktion: Behörden ermitteln
Sie sind maskiert, wettern gegen Toleranz und Überfremdung und attackierten eine Caritas-Tanzgruppe: Nun ermitteln Polizei und Verfassungsschutz gegen Polit-Aktivisten.

Der gespenstische Auftritt dauerte wohl nur drei Minuten – drei Minuten, die nun ein nicht unerhebliches Nachspiel haben dürften. Wie KURIER.at bereits gestern berichtet hat, sorgen in Wien Polit-Aktivisten mit dem rätselhaften Namen "Die Identitären in Wien" für Aufregung. So kam es am Samstag, um 11.40 Uhr, am Schlingermarkt in Floridsdorf zu einem ungewöhnlichen, offenbar rassistisch motivierten Übergriff.

Bei einer Tanzveranstaltung der Caritas tauchten plötzlich zehn maskierte Männer auf. Sie verbargen ihre Gesichter hinter Schweins- und Affenmasken sowie hinter jener Fratze, mit der ein Mann im Kinofilm "Scream" mehrere Jugendliche tötet. Die Männer umzingelten einige Teilnehmer des afro-haitianischen Tanzworkshops und sorgten so für Schreckminuten. Eine Teilnehmerin erinnert sich: "Die ganze Aktion dauerte wahrscheinlich nur drei Minuten, angefühlt hat es sich aber wie eine halbe Ewigkeit. Ich hatte schreckliche Angst." Noch ehe sich die unbekannten Mitglieder der "Identitären" wieder davonmachten, hinterließen sie Zettel mit dem Slogan "Zertanz die Toleranz". Verletzt wurde niemand. Die Caritas erstatte Anzeige bei der Polizei. "Hier geht es um Angstmache und Hetze und diese verurteilen wir scharf."

Gruppe am Radar

Wie KURIER.at nun in Erfahrung bringen konnte, dürfte der Vorfall nicht ohne Konsequenzen bleiben. Im Innenministerium wird bestätigt: "Sowohl das Landesamt für Verfassungsschutz, als auch die Wiener Polizei ermitteln in der Sache. Das wird verfolgt." Die Verfassungsschützer haben die Aktivisten offenbar bereits länger am Radar, "auch wenn der Grad der Organisiertheit nicht mit den französischen Gruppen vergleichbar ist". Die Grande Nation ringt bereits länger mit einer vergleichbaren Gruppierung, die im Windschatten des Front National für Schlagzeilen sorgt. Laut Tageszeitung Standard plant auch FPÖ-Nationalratsabgeordnete Susanne Winter zu einem Identitären-Kongress nach Frankreich zu reisen.

Es war übrigens nicht die erste Aktion der Gruppe, die "das echte Wien aus seinem Dämmerschlaf reißen" möchte. Bereits im August dürften die Jugendlichen mehrere Ortsschilder Wiens mit dem Schriftzug "Istanbul?" überklebt haben. Auf ihrer Webseite wird zwar betont, dass man gegen Rassismus auftrete, gleichzeitig wird aber gegen Islamisierung und Gutmenschen gewettert und der Verlust der österreichischen Identität beklagt.

Weitere Aktionen dürften folgen. Immerhin ist auf der Webseite der "Identitären" auch ein martialischer Schlachtruf zu finden. "Wir werden Wien verteidigen und wenn es das Letzte ist, was wir tun." Und am Ende: "Ihr werdet unsere Zeichen sehen und wieder von uns hören!"

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