Grüne wittern in den SPÖ-Hochburgen Morgenluft

Mehr als 3000 Wahlberechtigte leben bereits in der Seestadt Aspern. Darunter viele Bewohner, die den Themen der Grünen nahestehen.
Dank starkem Zuzug könnten die Grünen auch in den Flächenbezirken langsam Fuß fassen.

Maria Vassilakou hatte wohl schon schwierigere Hausbesuche zu absolvieren. Am Donnerstag gastierte die grüne Vizebürgermeisterin mit ihrem Wahlkampf-Team in der Seestadt Aspern in der Donaustadt. Großteils noch Baustelle leben hier mittlerweile bereits mehr als 3000 Wahlberechtigte. Manche davon etwa im Seestern Aspern – ein Wohnprojekt für kreative Menschen, die die Planung des Baus selbst in die Hand nehmen. Hier gibt es Krabbelecken für die vielen Kinder, eine große Gemeinschaftsküche und Co-Working-Plätze. Hier leben Menschen, die sich im lockeren Plausch mit Vassilakou ganz offen als Fans der rot-grünen Regierung outen.

Solche gab es bisher in der roten Hochburg Donaustadt nicht viele. Magere 7,4 Prozent eroberten die Grünen bei der Gemeinderatswahl 2010. In den anderen großen Flächenbezirken wie Favoriten oder Floridsdorf schaut es kaum anders aus. Zum Vergleich: Im City-Bezirk Neubau halten die Grünen bei fast 30 Prozent.

Was die Grünen aber hoffen lässt: Gerade in den Flächenbezirken liegen die großen Stadtentwicklungsgebiete, wo sich viele Kreative, jüngere Menschen und Jungfamilien ansiedeln. Gruppen also, die als besonders grün-affin gelten. Allein in der Seestadt werden bei Fertigstellung 20.000 Menschen leben. Sie könnten helfen, dass die Grünen auch außerhalb der City Fuß fassen. "Natürlich rechnen wir uns in solchen Gebieten gute Chancen aus", sagt Vassilakou.

Ganz unrecht hat sie damit nicht. Ein Beispiel ist Favoriten, an sich klassisches rot-blaues Kampfgebiet. Aber im neu errichteten Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof räumten die Grünen bei der EU-Wahl 2014 beachtliche 42 Prozent der Stimmen ab.

Strukturen fehlen

Dass die Grünen in den Flächenbezirken – gesamt betrachtet – bereits bei dieser Wahl stark zulegen werden, glaubt Politologe Thomas Hofer allerdings nicht: "Dafür fehlen ihnen – ähnlich wie den Neos – einfach noch die Strukturen vor Ort. Langfristig sei in den großen Entwicklungsgebieten in den Flächenbezirken für die Öko-Partei aber durchaus Potenzial vorhanden. "Die Grünen müssen es auch ausnützen, wenn sie wieder über ihre bisherige Bestmarke von knapp 15 Prozent aus dem Jahr 2005 klettern wollen."

Hofer erwartet sich von den Grünen aber keine flächendeckende Präsenz in den Großbezirken, wie es die SPÖ im Gemeindebau vorexerziert. "Das wäre sinnlos. Vielmehr geht es um punktuelle Strukturen, um eine Konstanz zu erreichen."

Wie schwer das Erschließen neuer grüner Kerngebiete sei, zeige der Speckgürtel rund um Wien, der eine ähnliche Bevölkerungsstruktur aufweist und damit ebenfalls ein grünes Hoffnungsgebiet ist. "Bei den vergangenen nö. Landtagswahlen hatten sie hier punktuelle Erfolge. Es gelang ihnen aber nicht, ihr Potenzial vollständig abzuschöpfen", sagt Hofer.

Zumindest in der Seestadt beginnen langsam grüne Strukturen zu entstehen. Einige Funktionäre wohnen bereits in dem neuen Wohnviertel. Demnächst wollen sie möglicherweise ein eigenes Lokal aufmachen. Die SPÖ war allerdings um einen Hauch schneller: Die Donaustädter Bezirksgruppe hat bereits ein eigenes Parteilokal in der Seestadt.

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