"Heftiger Gegenwind aus Wien"

APA1296333 - 20092009 - HOHENEMS - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - LANDTAGSWAHLEN IN VORARLBERG - Eine Frau bei der Stimmabgabe am Sonntag, 20. September 2009, in einem Wahllokal in Hohenems. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Trotz guter Wirtschaftslage drohen der ÖVP Verluste bei der Landtagswahl.

Am Mittwoch beginnen Vorarlberg-Wochen.

Zum ersten Akt, der Eröffnung der Bregenzer Festspiele, reist am Mittwoch Prominenz von Bundespräsident Heinz Fischer abwärts ins Ländle.

Ab 1. September wird auf Österreichs großen Bühnen nach der Pfeife eines Vorarlbergers getanzt: Günter Rhomberg, Ex-Chef von Huber Tricot und der Bregenzer Festspiele, nimmt seine Arbeit als Generalsekretär der Bundestheater auf.

Am 21. September schließlich finden in Vorarlberg Landtagswahlen statt. Sie sind der Auftakt zu einem Reigen von Regionalwahlen, Vorarlberg wird der erste Testfall für die aktuelle politische Stimmung.

Üblicherweise eignet sich das kleine Land weit im Westen nicht besonders gut als nationales Stimmungsbarometer, diesmal aber – sehr zum Leidwesen der regierenden ÖVP – schon.

"Der heftige Gegenwind für unsere ÖVP hier in Vorarlberg kommt aus dem Bund. Die Landes-ÖVP kann sich von der Bundes-ÖVP nicht genügend abkoppeln", sagt der seit vier Jahrzehnten im Ländle tätige Meinungsforscher Edwin Berndt.Für die Vorarlberger Nachrichten (VN) erhob Berndt Umfragedaten, wonach der ÖVP der Verlust der absoluten Mehrheit sicher scheint. Es droht ihr sogar ein Absturz unter vierzig Prozent, wenn ihr in den kommenden Wochen nicht noch eine Wählermobilisierung gelingt (Grafik).

Dabei haben die Vorarlberger wenig Grund, mit ihrer Regierung unter Landeshauptmann Markus Wallner unzufrieden zu sein. Die Landesfinanzen sind in Ordnung, das Defizit beträgt Null, die Schulden (111 Millionen) sind gering. Auch die Wirtschaftslage ist besser als im österreichischen Durchschnitt. "In unseren Konjunkturberichten ist Vorarlberg stets auf der positiven Seite", sagt Oliver Fritz, Regionalökonom des Wirtschaftsforschungsinstituts. Vorarlberg verfügt über einen kompakten Anteil an Industriearbeitsplätzen, Weltmarken wie Doppelmayer zeugen von der Qualität der Betriebe. "Zahlreiche Lehrstellen noch unbesetzt" titelte der mediale Platzhirsch VN am 2. Juli – von einer Wendestimmung ist im Ländle-Wahlkampf weit und breit keine Spur.

Und dennoch herrschen Frust und Unzufriedenheit, kaum steigende Realeinkommen und Pensionserhöhungen unter der Inflationsrate trüben die Laune der Wähler. Berndt: "Dass die ÖVP in der Bundesregierung eine Steuersenkung blockiert, wirkt sich negativ für die Vorarlberger Landes-ÖVP aus."

Der Nutznießer aus dem Frust über die Bundesregierung steht für Berndt fest: Die Neos mit ihrem Chef Matthias Strolz, der in Vorarlberg Heimvorteil genießt.

Landeshauptmann Wallner mag sich trösten: Er wird nach der Wahl vermutlich vier Parteien als Koalitionspartner zur Auswahl haben.

Auch das Ländle wird bunter.

Kommentare