Frank Stronach läuft das Personal davon

APA12277324-2 - 12042013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Frank Stronach und Stefan Wehinger (r.), aufgenommen am Dienstag, 09. April 2013, anl. der Präsentation des Parteiprogramms des Team Stronach in Wien (ARCHIVBILD). Wehinger, "General Manager" im Team Stronach, hat seine Funktionen bei der Neo-Partei zurückgelegt. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Wehinger, Ulmer, Fußi gehen – die Partei wird immer mehr zur Chaos-Truppe.

Als Friedensstifter wurde Frank Stronach dieser Tage von seinen Getreuen tituliert. Tatsächlich mehrt sich die Zahl derer, die im Unfrieden von ihm gehen.

Wie vom KURIER berichtet, sagt Stefan Wehinger, einst Chef der Westbahn, zuletzt „General Manager“ von Stronachs Truppe, dem Parteigründer Adieu. Der Grund: Die Ereignisse in Tirol. Stronach akzeptiert ja nun jene Liste für die Wahl am 28. April, die er anfänglich abgelehnt hat. Die führt der als Landesgeschäftsführer geschasste Hans-Peter Mayr an. Wehinger hat sich für die Liste der neuen Landesobfrau Sonja Ulmer engagiert; für die war auch Stronachs Kommunikationsberater Rudolf Fußi zugange. Der ist seit Anfang April ebenfalls nicht mehr mit von der Partie.

Auch Ulmer zieht sich zurück – „enttäuscht“ darüber, dass sich Stronach mit Mayr & Co. arrangiert habe: „Mit Leuten, die unehrlich und nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind.“ Dass Wehinger das Team verlässt, sei „eine Katastrophe“, befindet Ulmer im KURIER-Gespräch. „Er ist ein hochkompetenter Mann, hat sich mit ganzem Herzen für die Sache eingesetzt.“ Hervorragend habe sie mit ihm zusammengearbeitet: „Er war in Krisensituationen vor Ort, hat viel geholfen. Daraus ist Freundschaft entstanden.“ Eine solche habe sich auch zu Fußi entwickelt: „Er hat ein tolles Wahlkampf-Konzept erstellt.“ Dass Leute wie er und Wehinger von dannen ziehen, sei „gefährlich für das Team. Das gibt ein schlechtes Bild in der Öffentlichkeit.“ Viele würden sich fragen, wo die Werte sind, die Stronach hochhält – „und sich abwenden“.

Wehinger war am Freitag nicht zu erreichen. Stronachs Bundesteam wollte nichts zu seinem Abgang sagen. Kommende Woche wird Stronach mit Wehinger reden. Mayr befindet: „Ich verstehe nicht, dass man nach einem Streit gleich zurücktreten muss.“

Dabei ist Wehinger nicht der einzige Frustrierte. Am Freitag hat ein „Bezirkskoordinator“ aus Niederösterreich abgedankt. „Da es für die Entwicklung von Strukturen auf Bezirks- und Gemeindeebene bis dato kein Budget gibt, ist keine Aufbauarbeit möglich“, hat er via eMail den „lieben Team-Kollegen“ mitgeteilt. Ein anderer tut diesen kund: „Bis dato sind wir eine Chaostruppe, wo viel zu lange die Postenschacherei andauert. Und wenn einer schon eine führende Position hat, wird er abmontiert oder bloßgestellt.“ Es brauche „einen Chef und eine Strategie“.

Der Frank ist in der Stadt. Vor dem Kongresszentrum in Zell am See hat das „Team StronachAutos mit dem Slogan „Neue Werte für Salzburg“ geparkt – mit Kfz-Kennzeichen aus Baden (NÖ).

Den Pinzgauern ist das egal, sie sind gekommen, um „Frank zu schauen“. Alte, ein paar Junge, Burschen mit schiefen Kappen und Männer im Janker. „Der Frank ist mein Held“, sagt einer. Die 23-jährige Teresa ist da, weil ihr Freund Bass in der Band Jambalaya spielt, die in dem Festsaal für Stimmung sorgen soll. Auch finanziell lässt sich der Frank nicht lumpen, es gibt gratis Gulasch, Würstel und Bier. „Bei der ÖVP hat man dafür zahlen müssen“, sagt eine Beobachterin.

Dann geht’s los. Ex-Miss-World Ulla Weigerstorfer präsentiert die Spitzenkandidaten: Ex-ÖVP-Mitglied Hans Mayr, Ex-FPÖ- und Ex-BZÖ-Politiker Helmut Naderer und Ex-Team-Goalie Otto Konrad. Der wundert sich: „Das ist das erste Mal, dass ich Applaus bekomme, ohne etwas getan zu haben.“

Höflichen Applaus erhält auch Otto Normalverbraucher, Musiker mit roter Hose, rotem Hemd und rotem Bart; er singt: „Steirermen san very good, aber net nur drüben in Hollywood. A reifer Herr mit Überblick, haut sich in die Politik.“ Beim Abtritt meint er: „Der Frank ist ein Geschenk des Himmels für Österreich.“

Der Genannte, der unter Standing Ovations eingezogen war, sieht das ähnlich, sagt’s aber mit anderen Worten. „Ich fühle mich begnadet. Mein Gewissen sagt, ich soll etwas tun und ändern.“

Stronach redet frei – und wirkt dabei überraschend unvorbereitet und langatmig. Salzburg erwähnt der Magna-Milliardär nur am Rande: „Was da passiert ist, ist entweder eine große Dummheit oder Korruption.“

Lieber wirbt Stronach für sein neues Parteiprogramm und wettert gegen Banken, Berufspolitiker, ORF, Sozialismus, Monopole und Importe aus Asien. Da kommt Frank in Fahrt. Die ÖBB? Ein Abstellgleis für Wiener SPÖ-Funktionäre. Die Bundesregierung? Häupl, Pröll und Raiffeisen. „Ich bin einer von euch, ich bin ein Arbeiter“, sagt er im schwarzen Zell am See – und eilt zum Privatjet.

„Witzig war’s“, sagt Teresa, „aber ein bissl lang“. Wen sie am 5. Mai wählen wird, weiß sie noch immer nicht.

Im leeren Saal singen Jambalaya „I still haven’t found what I am looking for.“

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