Flüchtlinge: Leben mit 40 Euro für 30 Tage

„Können nicht gut schlafen“: Zwei Algerier im Asylzentrum Thalham
180 Asylwerber sind in Thalham untergebracht - Anstieg der Asylanträge um 27 Prozent prognostiziert.

Im Asylerstaufnahmezentrum in Thalham, Bezirk Vöcklabruck, herrscht Hochbetrieb. "Es sind so viele Menschen hier ", erzählen die beiden Afghanen Nawablai (20) und Saber (29) während sie den Sicherheitsschranken nach draußen passieren. "Aber wir bekommen drei Mal am Tag ein Essen und die Betten sind gut." Zu viert teilen sie sich ein Zimmer, "aber es gibt auch Personen, die zu zehnt schlafen müssen."

Oftmals mitten in der Nacht würden immer neue Leute mit Bussen hergebracht, sagt ein 24-jähriger Algerier, der vor einer Woche angekommen ist. "Wir können nicht gut schlafen. Es ist viel los." Vor Krieg und Gewalt sei er geflüchtet. Hier in Thalham sei es für ihn aber wie in einem neuen Gefängnis. Ein 28-jähriger Mann aus Libyen zeigt zwei 20-Euro-Scheine. "Das habe ich für 30 Tage bekommen. Viel ist das nicht", meint er und macht Platz für einen Bus, der rund acht Asylwerber weitertransportiert. Laut Nawablai hätte man mittlerweile zusätzliche Betten im Speisesaal aufgestellt, weil so viele Menschen kämen. Das bestätigte auch ein Sprecher des Innenministeriums. Insgesamt 40 Feldbetten wurden im Speisesaal des Erstaufnahmezentrums aufgestellt. "Sie wurden bereitgestellt, um Obdachlosigkeit zu verhindern", heißt es.

180 Asylwerber sind im oberösterreichischen Thalham untergebracht. Man stoße hier an die Kapazitätsgrenze. Damit man den Ansturm bewältigen kann, wurden auch in Bad Kreuzen, OÖ, Notschlafstellen eingerichtet. Und der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Am Montag wurden 128 Asylanträge gestellt. "Am Dienstag waren es erneut 130. Die Bundesländer übernehmen 20 Flüchtlinge", heißt es aus dem Innenministerium. Nur Wien hat mehr Asylwerber aufgenommen als vereinbart. Die Schlusslichter sind Tirol, die Steiermark und Oberösterreich – das etwa 536 Flüchtlinge zu wenig aufgenommen hat.

Hochdruck

In Linz, heißt es aus dem Büro des zuständigen SPÖ-Soziallandesrätin Gerti Jahn, arbeite man "mit Hochdruck" an der Lösung des Problems. Auch aus dem Büro des steirischen SPÖ-Soziallandesrats Siegfried Schrittwieser, der die Asylagenden betreut, heißt es zum KURIER: "Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Quartieren. Leider ist die Suche sehr schwierig, da wir nur im Einvernehmen mit den Kommunen agieren, und sich manche dabei quer legen."

Insgesamt wurden von Jänner bis Juli 10.042 Asylanträge gestellt. Die meisten Anträge stellten Menschen aus Syrien (2804), gefolgt von Afghanen (1681). Übers Jahr gesehen erwartet das Ministerium einen Anstieg von 17.500 (2013) auf heuer 22.200 Asylanträge. Das wäre ein Plus um 27 Prozent (siehe unten).

(Mitarbeit: Daniel Scheiblberger)

Das Innenministerium geht von einem Anstieg der Asylanträge in diesem Jahr um rund 27 Prozent aus. Das geht aus einer der APA vorliegenden Hochrechnung des Ressorts von Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hervor. Demnach sollen bis Jahresende - bei unverändert bleibender politischer Lage - insgesamt etwas mehr als 22.000 Flüchtlinge in Österreich Schutz gesucht haben.

Im Jahr 2013 betrug die Zahl der Asylanträge 17.503, geht aus den offiziellen Zahlen des Innenministeriums hervor. Angesichts des derzeitigen Mangels an Unterkünften nahmen Mitarbeiter eine Hochrechnung vor, die rund 22.200 Anträge bis Jahresende prognostiziert. Demnach soll die Zahl Monat für Monat kontinuierlich steigen - von rund 2.200 im September bis zu 2.500 im Dezember.

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