Drozda: Verhalten von Kurz "kontraproduktiv bis gefährlich"

Thomas Drozda.
Dass der Außenminister sensible Themen nicht intern, sondern medial diskutiert, hält SP-Kanzleramtsminister Thomas Drozda für "nicht zweckmäßig".

Regierungskoordinator Thomas Drozda (SPÖ) kritisiert die jüngste Vorgangsweise von Minister Sebastian Kurz (ÖVP), Vorschläge medial zu präsentieren anstatt regierungsintern zu diskutieren. Das Verhalten einzelner würde eher dem eines "Oppositionspolitikers" entsprechen, meinte Drozda am Dienstag im Ö1-"Mittagsjournal". Rückendeckung für Kurz kam unterdessen von Parteiobmann Reinhold Mitterlehner.

Die Regierung arbeite seit dem Wechsel im Kanzleramt in Arbeitsgruppen gut zusammen. "In vier Themenfeldern funktionieren die Gruppen sehr gut", so Drozda. Die Gruppe "Sicherheit und Integration" tage allerdings "defacto nicht".

Drozda: Verhalten von Kurz "kontraproduktiv bis gefährlich"
Sebastian Kurz, Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres im Interview. Wien, 20.06.2014

Drozda: "Ich halte es für kontraproduktiv bis gefährlich"

Danach gefragt, wer in der Regierung wie ein Oppositionsvertreter agiere, stellte der Kanzleramtsminister fest: "Das ist sicher ein Befund, der auf den Außenminister zutrifft." Dass Kurz seine Vorschläge - Stichwort "Ein-Euro-Job" oder Burka-Verbot - nicht in der Arbeitsgruppe diskutiere, sondern medial präsentiere, vereinfache die Regierungsarbeit nicht, kritisierte Drozda weiter. Die Vorgangsweise sei "nicht zweckmäßig": "Da erwarte ich von den Kollegen, dass sie sich an den Kabinettstisch setzen."

Es handle sich dabei schließlich um sensible Themen, betonte der Minister: "Ich halte es für kontraproduktiv bis gefährlich, permanent Einzelvorschläge öffentlich zu diskutieren."

Drozda wehrte sich gegen die Analyse, dass die Aufbruchstimmung nach dem Kanzlerwechsel verflogen sei und verwies darauf, dass noch vor dem Sommer wichtige Materien vorgelegt wurden. Auch eine Koalitionskrise sieht er nicht.

Drozda: Verhalten von Kurz "kontraproduktiv bis gefährlich"
Vizekanzler Mitterlehner will im siebenten Jahr der Wirtschaftskrise nicht über Aufstockung der Sozialleistungen reden.

Mitterlehner: Integration erfordert Rechte und Pflichten

Vizekanzler und ÖVP-Chef Mitterlehner unterstützte unterdessen die jüngsten Vorschläge von Parteikollegen Kurz für Änderungen im Integrationsgesetz sowie die Einführung von "Ein-Euro-Jobs". "Jedes Arbeitsangebot ist besser als in der Mindestsicherung zu verharren", meinte Mitterlehner in einem Statement.

Integration erfordere Rechte und Pflichten, die nun schärfer definiert werden sollen, so der Vizekanzler: "Das wird Thema der Regierungsarbeit und mit dem Koalitionspartner verhandelt." Wer in Österreich leben will, soll einen Beitrag leisten - dies soll das künftige Integrationsgesetz vorsehen.

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