"Kathrin" trennt sich von "Frank"

Lopatkas neuester Coup: Er holte Kathrin Nachbaur und Ex-Stronach-Sprecher Rouven Ertlschweiger in den ÖVP-Klub.
Nachbaur kehrt ihrem Mentor Stronach den Rücken und läuft gemeinsam mit Stronach-Mandatar Ertlschweiger zur ÖVP über.

Sie war "Franks Kronprinzessin". Sie war neben Stronach, ihrem jahrelangen Förderer und Freund, Gründungsmitglied und Aushängeschild des "Team Stronach". "Frank" träumte im Wahlkampf sogar davon, sie zur Bundeskanzlerin zu machen. Und jetzt die Polit-Scheidung: Kathrin Nachbaur hat ihrem Mentor den Rücken gekehrt – und ist zur ÖVP übergelaufen. Formal bleibt sie zwar parteiunabhängig, ab heute, Sonntag, ist sie aber offiziell Mitglied des schwarzen Klubs.

"Kathrin" trennt sich von "Frank"

Kathrin Nachbaur, Team Stonach…
"Kathrin" trennt sich von "Frank"

Kathrin Nachbaur, Team Stonach…
"Kathrin" trennt sich von "Frank"

Kathrin Nachbaur, Team Stronach…
"Kathrin" trennt sich von "Frank"

SK Sturm vs. SK Rapid
"Kathrin" trennt sich von "Frank"

Frank Stronach, Team Stronach
"Kathrin" trennt sich von "Frank"

Kathrin Nachbaur
"Kathrin" trennt sich von "Frank"

Kathrin Nachbaur, Team Stonach…
"Kathrin" trennt sich von "Frank"

Kathrin Nachbaur…

Das hat die 36-jährige Grazerin gestern gemeinsam mit ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka im Parlament bekannt gegeben. Auch Stronachs einst persönlicher Pressesprecher, Rouven Ertlschweiger, wechselt die Seiten. Der 38-Jährige hat seinen Sitz im Nationalrat von Stronach persönlich bekommen. Ertlschweiger rückte nach, als der Milliardär seinen Platz im Hohen Haus räumte. Lopatka frohlockte, die ÖVP werde mit den zwei Neuen "jünger, moderner und weiblicher".

Abgang zeichnete sich ab

Dass die beiden Stronach-Mandatare abtrünnig werden könnten, hat sich schon vor Wochen abgezeichnet. Am 25. Juli schrieb der KURIER, dass der Nachbaur-Abgang noch im Laufe dieser Woche über die Bühne gehen wird. Kurios: Lopatka stellte am Freitag noch in Abrede, dass die Juristin und Jung-Mutter bald bei der ÖVP andocken könnte. Im Standard zog er das Gerücht ins Lächerliche: "Das kann ich ausschließen. Ich weiß, wer bei uns ist. Ich bin doch noch bei Sinnen." Also nie mit Nachbaur über einen Wechsel geredet? "Überhaupt nicht."

Gestern verteidigte Lopatka sein Statement damit, dass er erst am Samstag, "um 11 Uhr 20" den Anruf von Nachbaur bekommen habe, dass sie in den ÖVP-Klub gehe. Der Klubobmann gestand aber ein, dass es mit den aktuellen Neuzugängen im Mai "allgemeine Gespräche" gegeben habe, als die Stronach-Abgeordneten Georg Vetter und Marcus Franz zu den Schwarzen kamen.

332.000 Euro Minus

Letztgenannte will der einstige Magna-Magnat nun mit einer Klage eindecken: Stronach-Anwalt Michael Krüger sagt, man prüfe eine Schadenersatzklage. Durch den Abgang der beiden Abgeordneten entgehen dem Stronach-Klub 200.000 Euro an Förderungen. Mit dem Wechsel von Nachbaur und Ertlschweiger wird das Minus noch größer: 332.000 Euro pro Jahr. Die ÖVP profitiert entsprechend. Sie bekommt für die zwei Neuen 96.000 Euro.

Dass sich weitere Stronachianer dazugesellen könnten, schloss Lopatka aus: Die Wienerin Jessi Lintl, einst ÖVP-nahe, hätte bei den Schwarzen eine neue Polit-Heimat bekommen, winkte aber ab. Dem Oberösterreich Leo Steinbichler wurden Wechselgelüste nachgesagt (er dementiert). Der einstige ÖVP-Mann fand im schwarzen Klub aber keine Aufnahme.

"Politische Leichenfledderei"

Nach den zahlreichen Dementis gibt es freilich Zweifel daran, ob die ÖVP sich nicht doch weitere Abgeordnete anderer Parteien angeln will. Immerhin könnte sie dann den stärksten Klub im Nationalrat stellen – und Schwarz-Blau eine Mehrheit haben. Derzeit hat die ÖVP 51 Mandatare, die SPÖ 52. Lopatka wies Gerüchte über einen fliegenden Regierungswechsel aber vehement zurück: "Das schließe ich absolut aus." Die Grünen titulierten das Abwerben von Mandataren als "politische Leichenfledderei". SPÖ-Klubchef Andreas Schieder sieht darin "billige Taschenspielertricks".

"Kathrin" trennt sich von "Frank"
Zahl der Abgeordneten nach Parteien im Nationalrat - Tortengrafik Grafik 0669-15-Parlament.ai, Format 88 x 55 mm

Wie rechtfertigt Nachbaur, dass sie ihren "Frank" im Stich lässt? "Mir ist dieser Schritt nicht leicht gefallen. Aber leider hat nicht alles so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben." Einen Verrat am Wähler erkennt sie nicht. Wie geht es der Ex-Regierungskritikerin damit, dass sie nun Teil der Regierungsfraktionen ist? "Ich werde mich nicht verbiegen."

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