Jüdisches Bildungszentrum in Wien gilt als Modell

Ilan Knapp ist die treibende Kraft hinter dem „Jüdischem Beruflichen Bildungszentrum“ in Wien
Deutschkenntnisse und Qualifikation gelten als Voraussetzung, um sich einzuleben und heimisch zu fühlen.

Im Jüdischen Beruflichen Bildungszentrum (JBBZ) in Wien bekommen Jugendliche und Erwachsene verschiedener Länder eine Sprach- und Berufsausbildung im Einklang mit ihrer jüdischen Religion und Kultur. "Das Institut ist vorbildhaft – und gilt EU-weit als Modell. Hier wird Integration gelebt", heißt es in der EU-Kommission.

Bei einem Besuch begreift man schnell, was das JBBZ ausmacht: die Atmosphäre ist entspannt, die Mitarbeiter strahlen Ruhe aus, der Umgang ist achtsam. Markus Meyer, Geschäftsführer des JBBZ, verweist auf "die ausgezeichnete Vermittlung der Sprache als Bedingung für eine weiterführende berufliche Ausbildung und eine gelungene Integration".

Ein Zusammentreffen mit Teilnehmern des Deutsch-Kurses beweist es: György M. kam im Herbst 2013 aus Ungarn nach Österreich. Er sprach kein Wort Deutsch, jetzt hat er das Sprachniveau für die Uni erreicht. Die Ukrainerin Milena U. strahlt: "Das ist der beste Kurs, den ich jemals bekommen habe." In Kleingruppen wird von engagierten Pädagogen Deutsch unterrichtet. Für jene, die sich schwer tun, werden zusätzliche Übungsstunden angeboten. "Die Sprachkenntnisse, die maximale Betreuung, soziale Kompetenz und das Eingehen auf individuelle Bedürfnisse sind ein wesentlicher Bestandteil, um sich erfolgreich in der neuen Heimat einzuleben", bekräftigt Edgar Weiland, zuständig für Berufsorientierung und Berufsintegration. "Best of class" ist die Philosophie des Hauses, "nicht Mittelmäßigkeit".

Die Auszubildenden sind im JBBZ nicht Schüler oder Lehrlinge, sondern Kunden. "Wir schauen uns den Menschen genau an: Wo steht er? Was braucht er? Was bringt er mit? Und was will er erreichen?", erklärt Klaus Bruckner, der die Ausbildung im Bereich Büromanagement leitet.

Die JBBZ-Erfolge lassen sich sehen: Die meisten finden unmittelbar nach Abschluss der Ausbildung einen Job, einige schon davor. Das Konzept basiert auf drei Pfeilern: Der Erwerb der deutschen Sprache, Ausbildungen im Bereich Büromanagement und IT-Technik. Angeboten werden weiters Zusatzqualifikationen und ein Job-Coaching. 270 bis 280 Personen profitieren vom Ausbildungsangebot.

Zustrom aus Ungarn

Die Gruppe ist bunt zusammengewürfelt. Es gibt Zuwanderer aus der EU und anderen Teilen der Welt, zuletzt gab es einen stärkeren Zustrom aus Ungarn. Zwei Drittel sind Frauen, das Durchschnittsalter ist 26 Jahre.Ein Großteil der JBBZ-Kunden sind Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Interessierte melden sich direkt im JBBZ an. Nach Zustimmung des Arbeitsmarktservice (ASM) kann die Ausbildung beginnen. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln der EU, des AMS und der Gemeinde Wien – für seine Investoren will das JBBZ eine optimale Rendite erzielen.Die treibende Kraft hinter der JBBZ-Gründung 1988 war Ilan Knapp, noch heute leitet er das Unternehmen. Sein Ziel ist: "Den Menschen zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden."

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