Doris Bures: Mit Loyalität an die Spitze

Großer Auftritt: Die neue Parlamentspräsidentin Doris Bures.
Heikler Rollenwechsel für Faymanns starke Frau in der Regierung.

Nichts anderes als eine Art Tellerwäscherkarriere hat Doris Bures hingelegt. Kritiker sprechen lieber von einer typischen Funktionärs-Laufbahn. Unbestritten ist, dass sich Bures in den Jahren als Generalfeldwebelin in der SPÖ-Zentrale und dann als Frauen- und Verkehrsministerin viel Respekt erkämpft hat.

Die gelernte Zahnarzt-Gehilfin streifte dabei ihre proletarisch geprägte Herkunft und Haltung ab und vollzog die Wandlung von der Kampfschreierin gegen Schwarz-Blau zu einer Politikerin, die mittlerweile sogar für das höchste Amt im Staat gehandelt wird. "100-prozentig nicht", wehren Vertraute ab. Sie wolle nicht Bundespräsidentin werden, ein Match zwischen ihr und ÖVP-Mann Erwin Pröll werde nur herbeigeschrieben.

Jetzt also der Sprung an die Spitze des Parlaments: Heute wird Bures in Vorstand und Präsidium der SPÖ zur neuen Präsidentin des Nationalrats nominiert, am 2. September erfolgt die formelle Wahl. Damit einher geht ein zweifellos heikler Rollenwechsel für die 52-Jährige: Von der bedingungslos loyalen Parteisoldatin hin zu einer der objektiven Vorsitzführung verpflichteten Parlamentspräsidentin – speziell im kommenden Hypo-U-Ausschuss.

"Von der fachlichen Kompetenz her schafft sie das sowieso. Und sie wird verdammt aufpassen, dass sie nicht den leisesten Verdacht der Parteilichkeit aufkommen lässt", sagt Ex-Rechnungshofpräsident Franz Fiedler.

"Wer ein anspruchsvolles Ministerium führen kann, kann auch ein Parlament und einen U-Ausschuss leiten. Sie ist bestimmt in der Lage, sich die nötige Objektivität zu erarbeiten. Wie die verstorbene Frau Präsidentin auch", sagt auch Ex-Rechtsanwaltspräsident Klaus Hoffmann, Verfahrensanwalt im Korruptions-U-Ausschuss.

Vorschusslorbeeren für eine Langgediente: Bures war Chefin der Wiener Mietervereinigung und Abgeordnete schon mit 28. Bekannt wurde sie erst im Jahr 2000, als sie Alfred Gusenbauer zur SPÖ-Bundesgeschäftsführerin machte. Mit der Demontage ihres Mentors 2008 endeten auch ihre eineinhalb Jahre als Frauen- und Beamtenministerin. Bures ging zurück in die Parteizentrale.

Mit dem Aufstieg von Werner Faymann, der Bures aus der Sozialistischen Jugend kennt, übernahm sie vom neuen Parteichef das Verkehrsministerium. Und damit ein Leben zwischen Tunnel-Bauten, Eisenbahner-Frühpensionen und Rettungsgasse. Der publikumswirksame Coup blieb aus, die "Erfindung" von Christian Kern als ÖBB-Chef und damit die Schließung dieser Großbaustelle gilt als einer ihrer größten Erfolge. Verkehrsministerin blieb Faymanns starke Frau auch nach der Wahl im Herbst. Sie boxte gegen den Widerstand Michael Spindeleggers die Breitband-Milliarde durch und wetterte gegen deutsche Maut-Pläne.

Harte Jugend

Die für ihre oft ruppige Art und harte Verhandlungsführung bekannte Bures stammt aus den so genannten kleinen Verhältnissen. Sie wuchs mit fünf Geschwistern in Wien-Liesing auf. Der Vater hat die Familie im Stich gelassen, da war sie erst sechs. "Sie ist eine extrem starke Frau. Alle, die glauben, sie wäre nur das brave Vollzugsorgan Faymanns, täuschen sich", sagt ein Weggefährte. Wegen der Bahn hätte sie beispielsweise viele Sträuße mit der ÖVP ausgefochten, Faymann hätte "Friede, Friede" bevorzugt.

Skepsis, ob Bures der jeweils nächsten Aufgabe gewachsen sei, habe es immer gegeben, heißt es. "Eng denken, weit kommen", schrieben ihr Gegner einst als Methode zu. Weit gekommen ist sie. Und das Denken? "Bures ist hochintelligent und hat total ihren eigenen Kopf", weiß ein Parteifreund – und meint beides als Lob.

Kommentare