Aufregung um Flüchtlingsdorf in Niederösterreich

Symbolbild
Niederösterreich baut ein Containerdorf am Grenzübergang Berg und sorgt damit für Empörung.

Seit Montagabend rollen die Lastwagen. Am Grenzübergang Berg zur Slowakei wird vom Land Niederösterreich ein Containerdorf für Flüchtlinge errichtet. Insgesamt 60 Personen sollen auf dem Gelände des ehemaligen Zollamtes eine Bleibe für voraussichtlich mindestens drei Jahre erhalten. Niederösterreich will damit das überfüllte Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen entlasten. Ein Drittel der Flüchtlinge sollen Familien sein.

In den anliegenden Gemeinden Wolfsthal und Berg wurde das Vorhaben in Sitzungen der Gemeinderäte bereits abgesegnet und auch in der Bevölkerung gibt es nach KURIER-Recherchen vorerst keinerlei Empörung über die Pläne des Landes. Ganz anders in der Slowakei. Dort meldeten sich bereits Regierungsstellen zu Wort und protestierten.

Slowakei protestiert

In unserem Nachbarland ist man gegenüber der Aufnahme von Flüchtlingen grundsätzlich negativ eingestellt. Man verweist auf das ohnehin chronische Problem mit der Minderheit der Roma und Sinti, die immerhin 600.000 Menschen umfasst. Laut dem slowakischen Medium Spectator hat der Innenminister Robert Kaliňák bereits angekündigt, alle Flüchtlinge, die die Grenze überqueren, sofort wieder nach Österreich zu schicken.

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Noch immer haben fast zwei Drittel der österreichischen Gemeinden keine Asylwerber aufgenommen. Das zeigt eine von der "Zeit im Bild" am Dienstag publizierte Aufstellung. Dabei sind auch Details interessant. So ist etwa in den Heimatgemeinden der Landeshauptmänner von Niederösterreich und dem Burgenland kein einziger Flüchtling untergebracht.

Die von der "ZiB" präsentierte Grafik zeigt, dass sich in letzter Zeit trotz der dramatischen Zustände rund um die Bundesbetreuungsstelle in Traiskirchen nicht wirklich viel geändert hat. Beherbergten vor rund zwei Monaten 67 Prozent der österreichischen Gemeinden keine Asylwerber, waren es zuletzt 64 Prozent.

Politiker-Gemeinden

Nicht gerade vorbildlich zeigen sich die Gemeinden der Landeshauptleute im Osten des Landes. Radlbrunn, Heimatort von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) gehört zur Gemeinde Ziersdorf und in der war laut Aufstellung zuletzt kein einziger Flüchtling einquartiert, und das bei deutlich mehr als 3.000 Einwohnern.

Nicht anders sieht es in der Stadt des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Niessl (SPÖ) aus. Frauenkirchen mit gut 2.800 Einwohnern beherbergt ebenfalls keinen einzigen Flüchtling. Nämliches gilt für die Gemeinde Nikitsch (gut 1.400 Einwohner), in der Kroatisch-Minihof, der Heimatort von Asyllandesrat Norbert Darabos (SPÖ), liegt. Ebenso Null lautet die Zahl an Asylwerbern in den Heimatgemeinden von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP), Helfenberg und Ahorn. Deutlich besser im Rennen ist dagegen die Heimatgemeinde von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): Klosterneuburg beherbergt 252 Flüchtlinge, das entspricht einer Quote von 0,95 auf 100 Einwohner.

Selbst bekannte Tourismus-Gemeinden, die Gäste aus fremden Ländern gewohnt sein sollten, wie beispielsweise Velden (etwa 8.800 Einwohner), Stainz (mehr als 8.500 Einwohner), Längenfeld im Ötztal (rund 4.400 Einwohner), Mayrhofen (knapp 3.900 Einwohner), Großarl (mehr als 3.800 Einwohner), Wagrain (gut 3.000 Einwohner), Saalbach-Hinterglemm (knapp 2.900 Einwohner), Pörtschach (etwa 2.700 Einwohner), Haus im Ennstal (2.400 Einwohner) oder Mellau (knapp 1.300 Einwohner) beherbergten laut der Aufstellung keinen einzigen Flüchtling.

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