Androsch, Kapsch & Co. machen für Schul-Revolution mobil

Einen Neustart für die Schule fordern die Mitglieder von Bildungsinitiativen, darunter Hannes Androsch (li.).
Bildungsinitiativen wollen der Regierung vor Verhandlungsende Mut zu radikalen Reformen machen.

Sie wollten ein starkes Zeichen setzen: 23 Frauen und Männer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft kamen am Dienst zusammen, um die Politik aufzurütteln. Ihr erklärtes Ziel: "Die Bildung muss revolutioniert werden", sagte Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) – diese hatte mit Partnern vor einem Jahr die Initiative "Neustart Schule" gegründet.

Wohin die Bildungsreise gehen soll, skizzierte IV-Bildungssprecher Christian Friesl: Mehr Schulautonomie, schlankere Verwaltung sowie ein Ausbau der Elementarpädagogik. Der Zeitpunkt, Druck auf die Regierung zu machen, ist gut gewählt. In zwei Monaten, am 17. November, wird die Bildungsreformkommission ihre Vorschläge zur Erneuerung des Schulsystems präsentieren. Durchgesickert ist, dass die Schulen zukünftig mehr Autonomie bekommen sollen. Insider befürchten, dass es aufgrund der leeren Kassen vor allem "zu einer autonomen Verwaltung des Mangels kommen könnte".

Lehrer aussuchen

"Neustart Schule" will es nicht so weit kommen lassen. Die Initiative will vielmehr einen starken Direktor, der mit seinem Team die Schule managt. Am Standort soll über Personal, Finanzen, Pädagogik, Unterstützungspersonal und die Organisation wie z.B. Tagesablauf, entschieden werden. Bildungspsychologin Christiane Spiel drängt darauf, dass die Direktoren eine qualifizierte Ausbildung erhalten, etwa in Form eines Masters. Um gute Lehrer an schwierige Standorte zu locken, bräuchte es Anreize. Dennoch wäre ein solches System nicht teurer als das jetzige, meint Spiel: "Wenn sich die Lehrer vor Ort mehr einbringen können und sich wertgeschätzt fühlen, verringern sich Krankenstandstage und Frühpensionierungen."

Großes Einsparungspotenzial sehen die Initiatoren auch in der Verwaltung. Die ist teuer, weil zu viele Ebenen mitzureden haben: Bund, Länder und Kommunen. Besser sei es, dass zukünftig der Bund die Rahmenbedingungen setze. Ausführende Gesetze, die derzeit von den Ländern erlassen werden, brauche es nicht mehr. So kann die Schulverwaltung verschlankt werden.

Uni-Ausbildung für Kindergärntner

Zentrales Anliegen ist den Initiatoren die Elementarbildung. Wie gut ein Kindergarten sei, hänge derzeit davon ab, in welchem Bundesland und welcher Gemeinde er steht. Um dies zu vermeiden, soll hier zukünftig der Bund das Sagen haben. Das zweite verpflichtende Kindergartenjahr müsse kommen.

Wer gute Kindergärten will, der benötigt gute Pädagoginnen. Heidemarie Lex-Nalis, einst Direktorin einer BAKIP (Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik), moniert: "Es ist unmöglich, 14- bis 19-jährige Schülerinnen zu Kindergartenpädagoginnen auszubilden. Das sollte wie in allen anderen Ländern später in einer Hochschule geschehen."

Lob für die Vorschläge kam von der zuständigen Ministerin, Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): "Verflochtene Zuständigkeiten müssen entwirrt werden."

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