AMS-Chef Kopf: "Wir müssen Geflüchteten Ausbildung und Perspektive bieten"

AMS-Chef Johannes Kopf will Flüchtlingen eine Lehre schmackhaft machen.
Arbeitsmarktexperte wirbt massiv für österreichweit einheitliche Mindestsicherung, sonst wäre Zuzug nach Wien nicht zu stoppen.

Bis Jahresende muss eine Neuregelung für die seit 2010 bestehende Mindestsicherung gefunden werden, sonst gilt wieder die alte Sozialhilfe. Über die künftige Ausgestaltung der Mindestsicherung wird zwischen Rot und Schwarz heftig gestritten. Einzelne Bundesländer, wie das schwarz-blau regierte Oberösterreich, sind mit Leistungskürzungen vorgeprescht. Das belastet das Klima zusätzlich.

AMS-Vorstand Johannes Kopf sagt im KURIER-Gespräch: "Wir brauchen einheitliche Sätze bei der Mindestsicherung für die überregionale Vermittlung der Geflüchteten. Zwei Drittel von ihnen sind jetzt bereits in Wien, dort haben wir aber die höchste Arbeitslosenquote. In Oberösterreich, Salzburg oder Tirol ist die Arbeitslosigkeit halb so hoch. Dort sind die Jobs."

"Wir brauchen einheitliche Sätze bei der Mindestsicherung"

Bleibt die Mindestsicherung in jedem Bundesland unterschiedlich geregelt, dürfte es die Asylberechtigten weiterhin vor allem nach Wien ziehen. Die Bundeshauptstadt lockt mit einer Mischung aus höherer Mindestsicherung, dem Wohnungsangebot und den Kontaktmöglichkeiten zu anderen Flüchtlingen. Kopf will jedoch erreichen, dass anerkannte Flüchtlinge dorthin kommen, wo Unternehmen – vor allem im Westen – Mitarbeiter im Tourismus oder in der Industrie suchen. Kopf: "Integration kann dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, die Geflüchteten in Berufen und Regionen unterzubringen, in denen wir einen Mangel haben. Dann gibt es auf dem Arbeitsmarkt keine Verdrängung der Inländer, und es steigt die Akzeptanz in der Bevölkerung."

Ein Beispiel: 13 unbegleitete jugendliche Flüchtlinge konnten vom AMS jüngst als Lehrlinge nach Kärnten zu einem Technologieunternehmen vermittelt werden.

Nur Lehrgeld

In Kärnten gibt es aber keine Mindestsicherung für Lehrlinge. Das bedeutet, dass die Jugendlichen bei Annahme der Lehrstelle statt der derzeit 837 Euro Mindestsicherung in Wien nur rund die Hälfte an Lehrlingsentschädigung in Kärnten erhalten. Über eine Sonderförderung konnte der Einzelfall gelöst werden, generell gibt es hierfür aber keine Regelung, beklagt Kopf.

Gerade die Lehre sei aber ein zentrales Instrument zur Höher-Qualifikation von Flüchtlingen. Ideal wäre es, die Lehrlingsentschädigung plus einen Aufschlag aus der Mindestsicherung auszahlen zu können. Dann würden Flüchtlinge viel eher einen Beruf mit Perspektive erlernen wollen, statt irgendeinen Job anzunehmen, bloß um sich kurzfristig über Wasser zu halten. Der AMS-Vorstand sagt: "Bei Menschen mit nicht mehr als Pflichtschulabschluss beträgt die Arbeitslosigkeit 25 Prozent. Es macht keinen Sinn, die Asylberechtigten möglichst schnell nur in Hilfsarbeiterjobs zu drängen. Wir müssen ihnen Ausbildung und Perspektive bieten, sonst sind sie sofort wieder arbeitslos."

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