Schwere Schläge gegen den IS

Der mögliche Tod "Dschihadi Johns" trifft die Moral der Islamisten, militärisch sind sie in der Defensive.

Es wird eng derzeit für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS): Schwere Angriffe aus der Luft, eine bisher erfolgreiche Offensive der kurdischen Peschmerga-Kämpfer entlang des Sinjar-Gebirges im Irak und anschwellende Kämpfe im Nordosten Syriens, zugleich bringt sich die irakische Armee in Allianz mit schiitischen Milizen um die irakische Stadt Ramadi in Stellung und auch gegen die syrische Armee lief es für den IS schon einmal besser.

In der Nacht auf Freitag aber – sollten sich die Meldungen bewahrheiten – könnte der US-geführten internationalen Allianz gegen den IS ein ganz besonders symbolträchtiger Schlag gelungen sein: Bei einem Drohnenangriff in der IS-Hochburg Al-Raqqa wurde unbestätigten Meldungen zufolge der britische IS-Kämpfer Mohammed Emwazi, besser bekannt als "Dschihadi John", getötet. Das Pentagon bestätigte einen Angriff. Reuters zitierte einen nicht namentlich genannten US-Regierungsbeamten mit den Worten, Emwazi sei bei dem Angriff höchst wahrscheinlich getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete ebenfalls vom Tod eines hochrangigen britischen IS-Kämpfers. Alle Quellen vor Ort hätten angegeben, es handle sich um Dschihadi John.

Er war es, der die Journalisten James Foley, Steven Sotloff (USA) und Kenji Goto (Japan) sowie die NGO-Mitarbeiter Abdul Rahman Kassig (USA), David Haines und Alan Henning (Großbritannien) vor laufender Kamera ermordete.

IS-Pop-Star

Der britische Dschihadist mit kuwaitisch-irakischen Wurzeln wuchs in West-London auf. Mit sechs Jahren war Emwazi mit seinen Eltern nach London gezogen. Er genoss eine gute Bildung und schloss ein Studium als Informatiker ab. 2013 ging er mit einer in IS-Kreisen "The Beatles" genannten Gruppe britischer Kämpfer nach Syrien und war vor allem Propaganda-Aushängeschild des IS – bekannt vor allem als Protagonist in Enthauptungsvideos. Immer schwarz gekleidet, einen braunen Pistolen-Holster um die Schultern, eine Sturmhaube über dem Kopf und mit einem Messer gestikulierend war er westlichen Geheimdiensten vor allem wegen seines perfekten Englisch mit britischem Akzent aufgefallen – und wurde identifiziert. In der IS-Anhängerschaft war er da längst ein Popstar.

In Zeiten, da der IS erhebliche militärische Rückschläge einstecken muss, ist sein Tod damit vor allem ein Schlag gegen die Moral in den Reihen der Terrormiliz. Deren personalintensiver Rundum-Krieg an allen Fronten ist nur durch steten Zuzug ausländischer Kämpfer aufrechtzuerhalten. Und diese bleiben aus bei Niederlagen.

Besonders schwer wiegen da vor allem die nach wie vor laufenden Kämpfe um die Stadt Sinjar an den südlichen Ausläufern des Sinjar-Gebirges im Irak, bei denen IS-Verbände binnen nur eines Tages von kurdischen Einheiten mit internationaler Luftunterstützung anscheinend weit zurückgedrängt wurden. Hier geht es weniger um Symbolik als um beinharte Strategie. Denn kurdischen Einheiten gelang es, die Straße zwischen der vom IS gehaltenen Millionenstadt Mossul und der syrischen Grenze zu kappen – eine der wichtigsten und vor allem angesichts des bevorstehenden Winters stabilsten Ost-West-Verbindungsrouten. Und weitere Offensiven stehen bevor. In Nordost-Syrien formiert sich eine Allianz kurdischer und arabischer Kräfte, die unter Anleitung und mit Mithilfe der USA eine Offensive direkt auf Raqqa plant.

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