Ukraine: Zahl der Toten auf 5000 gestiegen

Zerstörungen in Donezk
UNO befürchtet noch mehr Tote. Prorussischer Bürgermeister wurde erschossen aufgefunden.

Es war nur eine jüngste Runde der Gewalt in der Ostukraine, die die neuen Zahlen der UNO untermauern: der blutige Granatüberfall an einer Bushaltestelle in Donezk am Donnerstag. Allein dabei starben 13 Zivilisten, ukrainische Regierungstruppen und prorussische Separatisten gaben einander gegenseitig die Schuld dafür. Die Friedensbemühungen, die bis dahin wieder Fortschritte verzeichnet hatten, erlitten einen schweren Dämpfer.

Allein in den letzten Tagen starben in der Ukraine mehr als 260 Menschen, insgesamt kletterte die Zahl seit Beginn des Konflikts auf mehr als 5000, wie die Vereinten Nationen am Freitag bekanntgaben. Es sei zu befürchten, dass die Zahl wesentlich höher liege, sagte ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville. Das UN-Flüchtlingshilfswerk beklagte, neue ukrainische Sicherheitsvorschriften behinderten die Lieferungen von Hilfsgütern in das Krisengebiet und erschwerten das Leben der durch die Kämpfe vertriebenen Menschen zusätzlich.

Kontaktgruppe

Angesichts der Gewaltexzesse hat Russland am Freitag ein rasches Treffen der Krisen-Kontaktgruppe gefordert. Ohne neue Gespräche der Konfliktparteien unter Leitung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sei eine Deeskalation der Lage nicht in Sicht, sagte Vize-Außenminister Gennadi Karassin. "Die Lage ist so verschärft, dass hier dynamische und entschiedene Handlungen notwendig sind".

Doch der ostukrainische Separatistenführer Alexander Sachartschenko bemüht sich nach eigenen Worten nicht mehr um Waffenstillstandsgespräche mit Kiew. Seine Kämpfer würden bis an die Grenze der Region Donezk vorrücken, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax Sachartschenko am Freitag. Die Kämpfe habe sich im Jänner deutlich verschärft. Derzeit kontrollieren die prorussischen Separatisten mehr Gebiete, als im September in Minsk bei den Verhandlungen über eine Feuerpause vereinbart worden war.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko warf Russland zuletzt vor, die Separatisten auf dem Territorium seines Landes mit 9.000 Soldaten zu unterstützen. Ministerpräsident Arseni Jazenjuk kündigte die Aufstockung der Armee um 68.000 Soldaten auf eine Gesamtstärke von 250.000 an.

Prorussischer Bürgermeister erschossen aufgefunden

Im Konfliktgebiet Lugansk in der Ostukraine ist indes der Bürgermeister einer von prorussischen Separatisten kontrollierten Kleinstadt erschossen aufgefunden worden. Die Leiche von Jewgeni Ischtschenko, Oberhaupt der 38.000-Einwohner-Stadt Perwomaisk, sei zusammen mit drei weiteren Toten gefunden worden, berichteten örtliche Medien am Freitag.

Die Behörden der Separatistenhochburg Lugansk warfen dem ukrainischen Geheimdienst den Mord an dem 45-jährigen Bürgermeister vor. Zuletzt hatte es aber auch Gerüchte über Machtkämpfe in den Reihen der moskautreuen Aufständischen gegeben.

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