Kurz warnt vor Gegensanktionen

Krisenmanager Sebastian Kurz redet vor Botschaftern in Wien.
Botschafterkonferenz: Der Außenminister rechnet mit harten Strafen der EU gegenüber Moskau.

Sebastian Kurz steht im grellen Scheinwerferlicht auf der Bühne des Konzertsaals der Wiener Sängerknaben. Es ist kein Showauftritt, der Außenminister wirkt angespannt. Er erzählt, dass ihm sein Vorgänger Michael Spindelegger vor neun Monaten gesagt habe, es gebe genug Zeit, sich einzuarbeiten, denn große Krisen wären selten. "In diesem Punkt hat Spindelegger nicht recht behalten", sagt Kurz am Dienstag Österreichs Botschaftern, Managern und Kulturschaffenden, die vor ihm sitzen.

Zeit zum Einarbeiten hatte er nicht, eine Krise jagt die andere: Naher Osten, Irak, Syrien, Dschihadisten und die Ukraine. Er spricht von nötigen harten Sanktionen der EU gegen Russland. "Wir müssen uns auf weitere Gegensanktionen vorbereiten." Es wird schlimmer, aber es geht "um Freiheit und europäische Werte", die in der Ukraine verteidigt werden müssen.

Die alljährliche Botschafterkonferenz ist überschattet von der Frage, welche Drohungen und Provokationen als nächstes von Präsident Putin kommen? Und wie die EU darauf reagiert? "Der Ton wird noch aggressiver", glauben viele Botschafter.

Zum ersten Mal findet das Treffen mit den weltweit tätigen österreichischen Botschaftern nicht hinter verschlossenen Konferenztüren statt, sondern öffentlich. Die Eingeladenen haben die Möglichkeit, auf Tuchfühlung mit den Spitzendiplomaten zu gehen.

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, kam ebenso wie Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky, Schauspielerin Mercedes Echerer, Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler sowie der Generaldirektor der Raiffeisen-Zentralbank, Walter Rothensteiner.

Beklemmend waren die Schilderungen von Dominik N., der ehemaligen österreichische Geisel im Jemen, über sein mehrmonatiges Martyrium in der Wüste. Dass er befreit wurde, ist der österreichischen Diplomatie zu verdanken. Vielleicht will er jetzt wegen dieser positiven Erfahrung EU-Diplomat werden.

"Eiskalter Putin"

Wenige Stunden vor der Botschafterkonferenz diskutierte Außenminister Kurz mit dem ehemaligen tschechischen Amtskollegen Karel Schwarzenberg im TV-Sender Puls 4 über den Ukraine-Konflikt. Dabei zog Schwarzenberg einen historischen Vergleich: Das Verhalten des Westens in der Ukraine-Krise erinnere an das Schweigen beim Anschluss Österreichs durch Nazi-Deutschland. "Ich fühle mich an die Jahre 38/39 erinnert. Auch damals hatte der Westen den Anschluss Österreichs schweigend hingenommen", sagte Schwarzenberg. "Das heutige Verhalten im Vergleich zur damaligen Zeit ist ähnlich, es unterscheiden sich nur die handelnden Politiker. Während Hitler ein halbgebildeter Hysteriker war, ist Putin einfach nur eiskalt."

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