IS zieht von antiker Oasenstadt Palmyra ab

Die Ruinen von Palmyra gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
UNESCO-Weltkulturerbe war bedroht. Mehr als 100 Tote bei Kämpfen, Ruinen blieben unbeschädigt.

Im Kampf um die antiken Stätten von Palmyra haben die syrischen Behörden einen Erfolg gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) gemeldet. Der Angriff des IS sei zurückgeschlagen, die Miliz habe sich aus dem nördlichen Teil der modernen Stadt Tadmur zurückgezogen, sagte Provinzgouverneur Talal Barazi am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.

Nachdem die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag zunächst die Eroberung von Teilen im Norden von Tadmur durch die Dschihadisten gemeldet hatte, in deren südwestlichen Stadtgebieten die antiken Stätten von Palmyra liegen, sprach der Provinzgouverneur am Sonntag von einer "gescheiterten" Offensive des IS. Bei den Kämpfen seien "mehr als 130 Dschihadisten" getötet worden. Die Beobachtungsstelle sprach dagegen von 23 regierungstreuen und 29 IS-Kämpfern, die bei den Gefechten ums Leben gekommen seien.

Ruinen nicht beschädigt

IS zieht von antiker Oasenstadt Palmyra ab
epa04749454 (FILE) The file picture dated 12 November 2010 shows a general view of the ancient city of Palmyra in central Syria. According to media reports on 15 May 2015, extremist Islamic State (IS) militia is advancing towards Palmyra, raising fears that the militants will destroy the historic site. Palmyra is believed to be founded by King Solomon. It was long a trade center that boomed with the decline of Petra in modern-day Jordan. The city, 240 kilometers (150 miles) northeast of Damascus, emerged to become a powerful state after the Romans took control, serving as a link between the ancient Orient and Mediterranean countries. EPA/YOUSSEF BADAWI *** Local Caption *** 02444414

Der Chef der syrischen Altertümerverwaltung, Maamoun Abdulkarim, sprach von "guten Nachrichten". Die aus dem ersten und zweiten Jahrhundert stammenden Ruinen von Palmyra seien bei den Kämpfen in ihrem Umfeld nicht beschädigt worden, "aber das heißt nicht, dass wir jetzt sorglos sein könnten".

Die Ruinenstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nach den Zerstörungen, die der IS in anderen antiken Stätten wie Nimrud und Hatra im Irak bereits angerichtet hat, fürchten Experten nun auch um den Bestand von Palmyra, dessen Bauten griechisch-römische und persische Baukunst vereinigen. Palmyra ist laut der UNO-Kulturorganisation UNESCO eine Stätte von "überragendem universellem Wert".

Der IS hatte im Sommer vergangenen Jahres große Gebiete in Syrien und im Norden des Irak überrannt. In beiden Ländern werden die Jihadisten am Boden von einheimischen Einheiten und aus der Luft von einer internationalen Militärallianz unter der Führung der USA bekämpft. Am Mittwoch hatte der IS seine Offensive auf Palmyra begonnen, in deren Verlauf laut der Beobachtungsstelle auch mindestens 49 Zivilisten, darunter mehrere Kinder, hingerichtet wurden.

Die von der islamistischen Terrormiliz IS akut bedrohte Antikenstadt Palmyra (arabisch: Tadmor) ist laut der UN-Kulturorganisation UNESCO eine Stätte von "überragendem universellem Wert". Sie befindet sich in einer Oase in der syrischen Wüste, nordöstlich von Damaskus.

Palmyra beherbergt heute monumentale Ruinen einer Stadt, die zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert eines der wichtigsten kulturellen Zentren der antiken Welt war. Kunst und Architektur von Palmyra entstanden an der Kreuzung mehrerer Zivilisationen, sie verbanden griechisch-römische Techniken mit lokalen Traditionen und persischen Einflüssen.

Bereits im zweiten Jahrtausend vor Christus erwähnt, kam Palmyra Mitte des ersten Jahrhunderts unter römische Kontrolle und wurde Teil der Provinz Syrien. Die Bedeutung der Stadt an der Handelsstraße zwischen Persien, Indien und China und dem Römischen Reich wuchs stetig.

Eine Kolonnadenstraße von 1.100 Metern Länge bildete die monumentale Achse der Stadt, die durch Säulenquerstraßen mit Prachtbauten wie dem Tempel des Baal, dem Diokletian-Campus, der Agora, dem Theater sowie weiteren Tempeln und Stadtvierteln verbunden war.

Einzigartige Beispiele von Grabskulpturen vereinen die Formen der griechisch-römische Kunst mit einheimischen Elementen und persischen Einflüssen zu einem eigenständigen Stil. Außerhalb der Stadtmauern befinden sich Reste eines römischen Aquädukts und weitläufiger Nekropolen.

Die Entdeckung der Ruinenstadt durch Reisende im 17. und 18. Jahrhundert beeinflusste die Baustile dieser Epochen.

Ihren Höhepunkt erlebte die Handelsmetropole unter der selbst erklärten Kaiserin Zenobia, die aber in Konflikt mit Rom geriet. Der römische Kaiser Aurelian griff 272 Palmyra an. Zenobia wurde als Gefangene nach Rom gebracht. Nach der Niederschlagung eines Aufstandes wurde Palmyra von den Römern zerstört.

Die noch erhaltenen, einzigartigen Ruinen könnten nun islamistischen Fanatikern zum Opfer fallen, die Kulturgüter aus vorislamischer Zeit systematisch zerstören wollen.

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