Südsudan: Tausende flohen vor neuer Gewalt

Polizisten im Südsudan
Mehr als 10.000 Menschen in die Flucht getrieben. Ban: Schockiert und "abgestoßen" von Kämpfen.

Die eskalierenden Kämpfe im Südsudan, bei denen nach Regierungsangaben seit Freitag rund 270 Menschen getötet wurden, haben auch mehr als 10.000 Menschen in die Flucht getrieben. Der UNO-Sicherheitsrat wollte Diplomaten zufolge noch am Sonntag über die Lage im Südsudan beraten.

Während der Kämpfe suchten Hunderte Menschen Schutz in UN-Einrichtungen, die den UN zufolge selbst unter Beschuss gerieten. Artilleriegranaten schlugen auch in einem UN-Stützpunkt ein. Es habe dort Opfer gegeben, berichtete der Rundfunksender Radio Tamazuj. Augenzeugen zufolge flohen Tausende Menschen aus der Hauptstadt in die 20 Kilometer westlich gelegene Stadt Gurei.

"Diese sinnlose Gewalt ist inakzeptabel"

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon äußerte sich schockiert. Er sei "abgestoßen von den schweren Kämpfen, die derzeit in Juba geschehen", erklärte er in New York. "Diese sinnlose Gewalt ist inakzeptabel. Sie hat das Potenzial, den bisherigen Fortschritt im Friedensprozess umzukehren", erklärte Ban weiter. "Ich bin tief frustriert, dass die Gefechte trotz gegenteiliger Beteuerungen südsudanesischer Führer wieder aufflammen." Er kündigte an, dass die UNO-Mission (UNMISS) zum Schutz von Zivilisten und Flüchtlingen weiter vor Ort arbeiten werde.

Die Kämpfe flauten wieder auf, als bei Gesprächen zwischen dem Präsidenten Salva Kiir und seinem früheren Kontrahenten und jetzigem Vizepräsident Riek Machar, deren beiden Leibgarden aneinandergerieten. In der Folge lieferten sich die Anhänger Kiirs und ehemalige Rebellen hinter Machar erbitterte Kämpfe.

Südsudan: Tausende flohen vor neuer Gewalt
South Sudan's President Salva Kiir addresses the nation at the South Sudan National Parliament in Juba, November 18, 2015. REUTERS/Jok Solomun
Beide Politiker riefen ihre Lager zur Ruhe auf. Doch Beobachter zweifeln, dass sie ihre Truppen komplett unter Kontrolle haben. Der Sprecher Machars sagte, nach stundenlangen Schießereien habe sich die Lage am Sonntag beruhigt.

Kiir äußerte sich zunächst nicht dazu. Informationsminister Michael Makuei machte die Rebellen für die Kämpfe verantwortlich. Er kündigte an, dass Kiir eine einseitige Waffenruhe ausrufen werde, der sich die Truppen von Vizepräsident Machar hoffentlich anschließen würden.

Südsudan: Tausende flohen vor neuer Gewalt
(FILES) This file photo taken on January 26, 2016 shows South Sudan rebel leader Riek Machar gestures as he holds a press conference in Kampala. South Sudan's civil war has raged for over two years, but preparations are on to forge a unity government with President Salva Kiir's arch-rival Riek Machar taking the post of vice president.Machar's return to the capital Juba is expected on April 18, potentially one of the most significant steps towards peace since a repeatedly broken deal made in August 2015. / AFP PHOTO / ISAAC KASAMANI
Die für Samstag geplanten Feiern zum fünften Jahrestag der Unabhängigkeit des jüngsten Staates der Welt wurden abgesagt. Der christlich geprägte Südsudan war am 9. Juli 2011 nach einem mehr als 20-jährigen Bürgerkrieg vom islamischen Sudan unabhängig geworden.

Insgesamt wurden bei den Kämpfen zwischen den Regierungstruppen (SPLA) und den Rebellen Machars (SPLA-IO) am Wochenende rund 270 Menschen getötet, darunter 33 Zivilisten, wie es am Sonntag aus dem Umfeld des Gesundheitsministeriums hieß.

Getreue von Kiir und Machar hatten sich bis zu einem Friedensschluss vor knapp einem Jahr offen bekämpft. Der Bürgerkrieg hatte Ende 2013 begonnen, als Kiir seinen Stellvertreter entließ. Erst im April dieses Jahres war Machar in die Hauptstadt Juba zurückgekehrt.

Kommentare