Alter Mann vor neuem Sieg

Bouteflika ist im Amt bestätigt worden.
Abdelaziz Bouteflika, krank und schwach, regiert seit 15 Jahren.

Abdel Malek Selal steht auf der Bühne und ruft vor den jubelnden Anhängern des Front de Libération Nationale (FLN) die Slogans ins Mikro. In der klatschenden Menge werden Dutzende Plakate hochgehalten. Darauf ist nicht Selal abgebildet, sondern ein anderer, der bei der Wahlkampfveranstaltung gar nicht anwesend ist: Abdelaziz Bouteflika. Abdel Malek Selal ist nur der Wahlkampfmanager des Präsidenten, der mittlerweile zum vierten Mal zur Wahl antritt – und aller Voraussicht nach wieder gewinnen wird.

Den Amtsinhaber und aussichtsreichsten Kandidaten der heutigen Präsidentenwahl hat man seit zwei Jahren kaum mehr gesehen. Bouteflika war der große, starke Mann Algeriens. Doch als stark kann man den 77-Jährigen nicht mehr bezeichnen. Der seit 15 Jahren regierende Präsident leidet schon lange an gesundheitlichen Problemen, im Vorjahr erlitt er einen Schlaganfall und kann nicht mehr gehen. Seine Kandidatur hat er vor gut einem Monat zwar selbst bekannt gegeben, doch seine Stimme war dabei schwach.

Alter Mann vor neuem Sieg
Supporters of Algerian President and presidential candidate Abdelaziz Bouteflika stand in front of his poster during a rally meeting in Annaba, east of Algiers April 12, 2014. The Algerian presidential election will be held on April 17. REUTERS/Louafi Larbi (ALGERIA - Tags: POLITICS ELECTIONS)
"Stirbt Bouteflika, dann droht das Chaos für Algerien", warnte der bekannte algerische Journalist Kamel Daoud vor Kurzem in einem KURIER-Interview. Denn der mächtige Mann aus der FLN-Partei, die seit der Unabhängigkeit, seit 50 Jahren, das Land regiert, hat keinen Nachfolger aufgebaut.

Gegner chancenlos

Seine Konkurrenten bei der Wahl sind zwar bekannt, ihre Chancen aber gleich Null. Da ist Ali Benflis (69), der Ex-Premier, der sich dem Kampf gegen die Korruption verschrieben hat, und die 60-jährige Louisa Hanoune von der Arbeiterpartei. Beide sind bereits bei Wahlen gegen Bouteflika ins Rennen gegangen. Benflis kam 2004 auf sechs Prozent, Hanoune wurde 2004 zweite – mit nur vier Prozent der Stimmen. Während Bouteflika 83 bzw. 90 Prozent erreichte.

Die Opposition boykottiert die Wahlen. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum die Beteiligung wohl noch niedriger ausfallen wird als bei der letzten Wahl. Damals waren nur 25 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne gegangen.

Den Unruhen entgangen

Die Bevölkerung ist frustriert, perspektivenlos und ängstlich. Dem "Arabischen Frühling" mit den Unruhen ist das öl- und gasreiche Algerien knapp entgangen, vor allem weil sich die Algerier vor Unruhen und Instabilität fürchten. Präsident Bouteflika hat schon vor den Aufständen bei den nordafrikanischen Nachbarn Verfassungsänderungen angekündigt – die aber großteils auf sich warten lassen. Das größte Problem ist die Arbeitslosigkeit der vorwiegend jungen Bevölkerung. Derer wird sich der alte neue Präsident annehmen müssen, denn sonst kommt wohl auch er an Aufständen nicht vorbei.

Kommentare