Sarkozys Drängelei sorgt für Spott und Häme

Nicolas Sarkozy schob sich beim Pariser Trauermarsch in die erste Reihe. Das Netz lacht laut.

Seine politischen Ambitionen hätte er nicht besser körperlich zum Ausdruck bringen können: Nicolas Sarkozy, Frankreichs ehemaliger Präsident, war mit seinem Standplatz beim Trauermarsch für die Opfer der Attentate offensichtlich höchst unzufrieden – das Protokoll hatte ihm, dem einstigen Staatschef und jetzigen Oppositionsführer, nämlich nur einen Platz in den hinteren Reihen zugewiesen. Brav musste „Sarko“ hinter seinem Konkurrenten Francois Hollande herdackeln, der von der deutschen Kanzlerin Merkel, Israels Staatschef Benjamin Netanyahu und Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas flankiert wurde.

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Vielleicht war es der Umstand, dass zwischen ihm und der politischen Elite in der ersten Reihe noch eine ganze Garde Bodyguards stand, der Sarkozys Machtbestreben plötzlich so drängend werden ließ – als sich der Schweigemarsch nämlich in Bewegung setzte, ergriff der Chef der französischen Konservativen die Chance - und stand plötzlich in der erste Reihe.

Ich bin Nico!

Der Spott folgte sogleich, und teils richtig böse: Unter dem Hashtag #JeSuisNico, eine auf die Egozentrik Sarkozys zielende Abwandlung des Spruchs „Je suis Charlie“, finden sich im Netz haufenweise sarkastische Kommentare. Auch Bilder wurden fleißig gephotoshoppt – Sarkozy hat sich auf diesen ebenso auf den Balkon des Buckingham Palace als auch in die Konferenz von Jalta geschummelt (ein Best-of finden Sie unten).

Dies ist übrigens nicht die erste Erfahrung für Sarkozy mit derartigen Spöttereien. Er hatte schon vor geraumer Zeit vom Netz ein eigenes, durchaus ähnliches Meme zugestanden bekommen: Unter dem Motto „Sarkozy was there“ wurde ein Foto auf die Schaufel genommen, das Sarkozy am 9. November an der Berliner Mauer zeigt – er hatte die Aufnahme selbst auf seiner Facebook-Seite veröffentlichen lassen, mit dem Hinweis, dass er kurz vor dem Fall der Mauer dort gewesen wäre. Recherchen zeigten jedoch, dass die Aufnahme erst nach dem historischen Tag entstanden ist – eine wunderbare Vorlage für alle Internet-Bastler.

#JeSuisNico: Ein Best-of

Bei dem riesigen Solidaritätsmarsch in Paris sind einige Politikerinnen an der Spitze mitgegangen, wie etwa die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel oder die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Eine ultraorthodoxe Zeitung in Israel hat jedoch bei ihrer Berichterstattung ihre Gesichter aus dem Gruppenbild digital entfernt.

Die säkulare israelische Zeitung Maariv berichtete in ihrer Online-Ausgabe unter der ironischen Überschrift "Journalismus vom Feinsten" über den jüngsten Fall. Auf dem Originalbild stand Merkel Arm in Arm mit dem französischen Präsidenten François Hollande. Auf der Version von "Hamodia" hat Hollande auf wundersame Weise einen anderen Mann an seiner Seite - den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas.

Das Blatt Hamodia (Der Verkünder) hat eine Auflage von etwa 25.000 Exemplaren und schreibt für die tiefreligiöse Gemeinde in Israel. Ultraorthodoxe Zeitungen drucken aus religiösen Gründen keine Abbilder von Frauen ab. Als provokativ empfundene Werbungen mit Frauengesichtern und -körpern werden daher in Jerusalem auf der Straße häufig übermalt oder zerstört. Wenn ultraorthodoxe Medien Bilder mit großem Nachrichtenwert veröffentlichen wollen, ist es deshalb nicht ungewöhnlich, dass sie "nachbearbeitet" werden, damit keine Frauengesichter zu sehen sind.

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