Münchner Polizei kämpft gegen Trittbrettfahrer

Münchner Polizei kämpft gegen Trittbrettfahrer
Bereits zehn Fälle von angekündigten Nachahmungstaten, meist via Internet. Urheber müssen auch Kosten für Polizeieinsätze tragen.

David S. selbst orientierte sich am Amoklauf von Winnenden. Nach seinen neun Morden hat er nun seinerseits Menschen auf den Plan gerufen, die angekündigt haben, es ihm gleichtun zu wollen.

Zehn Fälle von angekündigten Nachahmungstaten hat die Münchner Polizei laut Süddeutscher Zeitung bisher registriert. Ihre Urheber haben mit massiven Folgen zu rechnen. "Wer absichtlich und grundlos einen Polizeieinsatz auslöst, muss die Kosten dafür übernehmen", warnte die Polizeibehörde am Donnerstag auch auf ihrer Facebookseite.

Die Summen können, wenn etwa ein Hubschrauber benötigt wurde, schnell im fünfstelligen Bereich liegen. Pro eingesetztem Beamten und Stunde werden jeweils 54 Euro in Rechnung gestellt, bei einem Hubschraubereinsatz werden 1.700 Euro pro Stunde fällig. "Mancher einer wird sein Leben lang abzahlen", zitiert die SZ einen Polizeisprecher.

Geschmackloser Scherz oder echte Ankündigung?

Wie schnell ein dummer Scherz in einen Einsatz der Polizei münden kann, scheint dabei oft unterschätzt zu werden. Das zeigt der Fall eines 17-jährigen Schülers aus Bogenhausen. Am Montag nach dem Amoklauf kündigte er an, seine Pistole in die Schule mitnehmen zu wollen. Der Lehrer verständigte die Polizei, die sofort anrückte. Eine Pistole wurde nicht gefunden. Das kleinlaute Geständnis des Schülers: "Es sollte nur ein Spaß sein."

Die Süddeutsche Zeitung beschreibt auch den Fall eines 48-Jährigen Münchners, der bereits am Samstag krude Verschwörungstheorien auf Facebook verbreitete und dabei auch Straftaten androhte. Die Polizei stufte das ihr gemeldete Posting als "wirr" ein, Einsatzkräfte durchsuchten sofort die Wohnung des 48-Jährigen. Verbotene Gegenstände wurden nicht gefunden. Ergebnis: Der Mann wurde festgenommen und wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Straftat angezeigt.

Acht weitere ähnlich gelagerte Fälle liegen der Münchner Polizei inzwischen vor. Dass es nach Amokläufen zu vermehrten Androhungen weiterer Taten kommt, ist nicht ungewöhnlich. Dass sie jedenfalls ernst zu nehmen sind, zeigt aber auch eine Untersuchung aus den USA: Sherry Towers von der Arizona State University wertete 2015 die Daten für die USA, wo die Fallzahlen solcher Bluttaten deutlich höher sind, aus und kam zu dem Schluss, dass nach einem Amok-Verbrechen durchschnittlich 13 Tage lang ein um 22 Prozent höheres Risiko auf weitere Amoktaten im Land besteht. Erst danach sinkt die Wahrscheinlichkeit wieder.

Bericht der Süddeutschen Zeitung

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