Kurz trifft Kerry: "Brauchen uns nicht zu verstecken"

John Kerry und Sebastian Kurz
US-Presse verwundert über "hartgesottene" Politik des "Schnitzellands".

Außenminister Sebastian Kurz hält sich in den USA auf, um Aufklärungsarbeit bezüglich der Flüchtlingskrise zu leisten. "Es gibt in den USA zu wenig Information darüber, was in Europa stattgefunden hat und stattfindet", sagte der ÖVP-Politiker vor seinem Treffen mit seinem US-Amtskollegen John Kerry. "Es geht auch darum, die österreichische Position zu erklären", so Kurz. Es gebe in den USA "immer wieder auch kritische Stimmen zur Westbalkanschließung". Doch "dabei brauchen wir uns nicht zu verstecken. Österreich hat einen überproportional großen Beitrag geleistet. Wir haben 90.000 Menschen aufgenommen, drei Mal so viele wie Kanada und die USA zusammen, obwohl das deutlich größere Länder sind."

Kurz trifft Kerry: "Brauchen uns nicht zu verstecken"
ABD0080_20160404 - WASHINGTON - USA: ZU APA0336 VOM 4.4.2016 - (v.l.) US-Senator John McCaine und Außenminister Sebastian Kurz am Montag, 4. April 2016, im Rahmen eines Arbeitsbesuches in Washington. - FOTO: APA/AUSSENMINISTER/DRAGAN TATIC
Zum Auftakt seines Washington Kurz-Besuchs traf der Außenminister gleich den republikanischen Senator und US-Präsidentschaftskontrahenten von Barack Obama bei der Wahl im Jahr 2008, John McCain. Der 79-jährige Vietnam-Veteran gab dem um fast auf den Tag genau 50 Jahre jüngeren ÖVP-Politiker gleich zu Beginn verstehen, dass er immer noch up-to-date ist. Auf seine alten Tage sei er jetzt auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter unterwegs, scherzte McCain, um nicht ohne Stolz hinzuzufügen: "Eine Mitarbeiterin hat mir gerade vorher gesagt, dass wir schon zwei Millionen Follower haben."

Weiter nach Moskau

Dass er nach seinem Treffen mit dem US-Außenminister Kerry am Montag gleich einen Tag später in Moskau den gemeinsamen Amtskollegen Sergej Lawrow treffen wird, begründete Kurz mit den Vorbereitungen auf den österreichischen Vorsitz in der "Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (OSZE) im kommenden Jahr, "Ich glaube, es ist ein wichtiges Signal, wenn wir mit beiden Polen im OSZE-Raum, also den USA und Russland, gleich zu Beginn der Vorbereitungen auf den Vorsitz sprechen."

Vorerst aber will er in den USA Werbung für Österreichs Position machen. Der Zeitpunkt ist in gewissem Maß ein günstiger. Dass in der Nacht auf Montag mit der Abschiebung von Flüchtlingen aus Griechenland in die Türkei begonnen wurde, war auch den US-TV-Sender in der Früh dem einen oder anderem Bericht wert. Das Thema ist momentan also auf dem Tapet und Kurz sollte am Montag auch der Washington Post ein Interview geben. Die US-Medien deckten generell den Besuch des österreichischen Ministers umfassend ab. Um aber überhaupt zu erklären, woher Kurz kommt, wurde dann mitunter auf gut abgelegene Soft-Klischees zurückgegriffen.

"Hartgesottene" Position Wiens

Fast mit Verwunderung wurde die "hartgesottene" Position Wiens zum Thema Migration beobachtet. Zu diesem Attribut griff zumindest die Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Damit "präge" das "kleine Land im Herz von Europa", das ganz allgemein mit "Schnitzel, Mozart und 'The Sound of Music'" assoziiert werde, "Europas Antwort auf die größten Flüchtlingsankünfte seit dem Zweiten Weltkrieg".

In dem Artikel, der unter anderem den Weg in die Online-Ausgabe der New York Times fand, erläuterte Kurz dann auch seine strikte Politik im Zusammenhang mit der Schließung der Balkanroute und Maßnahmen wie Österreichs "Grenzmanagement".

"Die Tatsache, dass unser Weg der Richtige war, zeigte sich schon nach wenigen Wochen ", argumentierte der ÖVP-Außenminister unter dem Verweis, dass nunmehr alle 28 EU-Staaten ein Ende der "ungehinderte Migration" unterstützten, nachdem Mazedonien, Serbien und Kroatien ihre Grenzen auch geschlossen hätten.

Die Flüchtlingskrise rückt Österreich durchaus in das Blickfeld der US-Diplomatie, zeigten sich Kurz und österreichische Diplomaten in Washington überzeugt. Auch wenn es als Nicht-NATO-Mitglied sonst eher nicht im Fokus zu stehen pflegt.

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