Armee 112 Mal seit Waffenruhe angegriffen
Die ukrainische Armee hat den in den Verhandlungen von Minsk vereinbarten Abzug schwerer Waffen vorerst ausgeschlossen. Der für Montag geplante Beginn des Waffenabzugs von der Frontlinie stehe momentan nicht zur Debatte, erklärte Armeesprecher Wladislaw Selesniow in Kiew. Er begründete dies mit versuchten Panzerangriffen und anhaltendem Beschuss durch die prorussischen Rebellen.
Nach Angaben der ukrainischen Regierung wurde die Waffenruhe durch die Separatisten 112 Mal verletzt. Mindestens fünf ukrainische Soldaten wurden demnach getötet. Bei den Kämpfen in der Nähe der Hafenstadt Mariupol seien zudem mehr als 20 weitere Soldaten verletzt worden.
Kein Händedruck
Wie tief die Gräben zwischen Kiew und Moskau sind, zeigte sich auch symbolisch am Sonntagabend in der ORF-Sendung "Im Zentrum". Der von Moderatorin Ingrid Thurnher angeregte Händedruck zwischen den Botschaftern beider Länder, Sergej Netschajew (Russland) und Olexander Scherba (Ukraine) blieb - zumindest vor der Kamera - aus. Sowohl Scherba als auch Netschajew benützten das Wort "Kreuzzug", um das Verhalten der jeweiligen Gegenseite zu charakterisieren. Scherba warf Moskau indirekt vor, die Existenz der Ukraine zu bedrohen. Das wies Netschajew unter Hinweis auf die in Minsk auch von Russlands Präsident Wladimir Putin unterzeichnete Garantie für die territoriale Integrität der Ukraine zurück. Beide Diplomaten vermieden es auf heikle Themen wie die Lieferung russischer Waffen an die ostukrainischen Separatisten oder die beidseitige Beteiligung verschiedener Freiwilliger aus dem Ausland an den Kämpfen einzugehen.
"UN-Resolution gewünscht"
Auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach sich für eine Resolution aus. Diese könne dabei helfen, die Lage in der Konfliktregion zu stabilisieren. Russland hatte bereits vor wenigen Tagen einen Resolutionsentwurf vorgelegt, über den am Sonntag debattiert wurde.
Ein Interview mit Christian Wehrschütz zur Lage in der Ostukraine lesen Sie hier.
Kommentare