Kandidaten für den unmöglichsten Job der Welt

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon scheidet Ende 2016 aus dem Amt. Vier Frauen und vier Männer kandidieren für seine Nachfolge.
Bisher war die Kür eines UN-Chefs so undurchsichtig wie die Wahl eines Papstes. Während die mächtigsten Staaten der Welt hinter verschlossenen Türen um einen gemeinsamen, möglichst kantenfreien Kandidaten rangen, soll dieses Mal vieles anders werden: Erstmals in der 70-jährigen Geschichte der UNO stellen sich drei Tage lang acht Kandidaten für die Nachfolge von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon öffentlich der UN-Vollversammlung vor. Erstmals sind die Hälfte der Bewerber Frauen. Und erstmals hat eine Frau tatsächlich gute Chancen, den Chefposten der weltweit 44.000 Mitarbeiter zählenden Organisation zu ergattern.

Zu einer der größten Favoritinnen zählt dabei Irina Bokowa. Die Chefin der UN-Kulturorganisation UNESCO kommt aus Bulgarien. Sie vertritt also einen Staat, der sowohl mit Russland als auch mit den USA und China gut kann – und dies ist schließlich eine der wichtigsten Voraussetzungen im Jobprofil eines UN-Generalsekretärs.

Kompromisskandidat

Denn er oder sie muss immer ein Kompromisskandidat sein, der keinen eigenmächtigen politischen Kurs in der UNO einschlagen kann. Die 63-jährige Bokowa hatte 2009 Österreichs frühere Außenministerin Benita Ferrero-Waldner im Kampf um den Chef-Posten bei der UNESCO aus dem Rennen geschlagen. Gute Chancen werden auch der früheren neuseeländischen Regierungschefin Helen Clark nachgesagt. Zudem kandidieren die moldauische Ex-Außenministerin Natalia Gherman, der ehemalige Chef des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR), der Portugiese Antonio Guterres, der frühere mazedonische Außenminister Srgjan Kerim, der montenegrinische Ex-Ministerpräsident Igor Luksic, die kroatische Ex-Außenministerin Vesna Pusic und der frühere slowenische Staatschef Danilo Türk.


Dass sechs Kandidaten aus Osteuropa kommen, erklärt sich aus dem geografischen Rotationsprinzip. Zwar steht dieses so nicht in der Charta, doch ist es zur festen Tradition geworden, dass der Posten nacheinander aus verschiedenen Weltregionen besetzt wird. Von den bisher acht Generalsekretären kamen drei aus Westeuropa, zwei aus Asien, zwei aus Afrika und einer aus Lateinamerika.

Doch wer bei dem Job (mit einem Jahresgehalt von rund 250.000 Euro) letztlich zum Zug kommt, hat auch oft damit zu tun, welchen anderen Kandidaten UN-Staaten unbedingt verhindern wollen. So weiß man heute: Kurt Waldheim wurde 1971 vor allem deswegen zum UN-Generalsekretär gekürt, weil die USA in erster Linie den eigentlichen Favoriten aus Burma, den mit den UdSSR sympathisierenden U Thant, nicht noch einmal an der Spitze der UN wollten.

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