Justin Trudeau wird neuer Premier Kanadas

Wahlsieger Justin Trudeau (43) vor einem Bild seines Vaters Pierre Trudeau - auch dieser war Premier in Kanada.
Wahlsieger Justin Trudeau löst den konservativen Premier Harper ab.

Kaum jemandem wurde die Politik so sehr in die Wiege gelegt wie Justin Trudeau. Der heute strahlende Sieger der kanadischen Parlamentswahlen war keine vier Monate alt, als der damalige US-Präsident Richard Nixon bei einem Staatsbankett in Ottawa das Glas erhobt und prostete: "Ich möchte auf den künftigen Premierminister Kanadas anstoßen, auf Justin Pierre Trudeau!"

43 Jahre später sollte der Trinkspruch Wahrheit werden. Mit einem überraschend klaren Vorsprung von neun Prozentpunkten und rund 40 Prozent der Stimmen hängte der junge Chef der Liberalen Partei den langgedienten konservativen Regierungschef Stephen Harper ab. Dessen Taktik, "Justin" mit dem "netten Haarschnitt" als harmlosen Gegner gering zu schätzen, war offensichtlich nicht aufgegangen.

Charme-Angriffe

Dabei hatte es zu Beginn des fast drei Monate langen Wahlkampfes für den Sohn von Kanadas legendärem, liberalen Premier Pierre Trudeu (regierte mit Unterbrechungen von 1968 bis 1984) gar nicht gut ausgesehen. Zu jung sei er, monierten seine Kritiker, und politisch viel zu unerfahren. Schließlich hatte sich der junge Mann aus bestem Haus jahrelang als Snowboardlehrer, Nachtclub-Türsteher und erst später als Lehrer durchgeschlagen. Doch da hatte der Liberalen-Chef, der die Partei 2013 auf ihrem absoluten Tiefpunkt übernommen hatte, längst Blut geleckt.

Wie einst seinem Vater gelingt es dem großen, athletischen Hobby-Boxer, die Menge in seinen Bann zu ziehen. Er sei zwar nicht immer der Klügste im Raum, meinte jüngst ein Parteifreund über Justin Trudeau, aber er wisse genau, wie er die Leute im Raum erreichen könne.

"Sonnige Politik"

Landauf, landab tingelte der Vater dreier kleiner Kinder im Wahlkampf durch das riesige Kanada, um möglichst jeden potenziellen Wähler persönlich zu überzeugen. Dabei gewann er zunehmend an rhetorischer Schlag- und Überzeugungskraft, nicht zuletzt mit der Botschaft von seiner "positiven, sonnigen Politik". Dazu zählen etwa strengere Klimaschutzgesetze, Steuererhöhungen für das reichste ein Prozent der Kanadier und große geplante Investitionen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Zudem will er sofort Schritte setzten, um Marihuana zu legalisieren.

Als neuer Regierungschef kehrt Justin Trudeau nun quasi in sein "Elternhaus" zurück. Am Sussex Drive in Ottawa, der Residenz des kanadischen Premierministers, hat der älteste Sohn von Trudeau senior den Großteil seiner Kindheit verbracht.

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