IS-Fatwa belegt Missbrauch von tausenden Sklavinnen

Proteste von Jesiden gegen den IS.
Die Terrorgruppe hat den Umgang mit gefangenen Frauen genau geregelt. Darunter auch ihre Vergewaltigungen.

Die Terrormiliz Islamischer Staat soll in einer Fatwa den Umgang mit versklavten Frauen genau geregelt haben. Darin sei auch genau festgelegt, wann IS-Kämpfer Sklavinnen vergewaltigen dürfen. Diese Fatwa wurde von einem US-Spezialkommando im Mai dieses Jahres in Syrien erbeutet, berichtet Reuters. Sie war Teil einer riesigen Datensammlung, die seither kontinuierlich ausgewertet wird. Die Echtheit konnte allerdings bisher nicht unabhängig bestätigt werden.

Vorschriften für Vergewaltigungen

Die Dokumente würden zeigen, wie der IS sich organisiert, wie Einnahmen protokolliert und wie Häftlinge behandelt würden. Klare Regeln gibt es eben für den Umgang mit Frauen, deren Männer als "Ungläubige" getötet wurden: Sie werden versklavt und misshandelt. Von ihren Kindern sollen sie nicht getrennt werden, die Fatwa legitimiere aber ihre Vergewaltigung.

Tausende Jesidinnen versklavt

IS-Fatwa belegt Missbrauch von tausenden Sklavinnen
Überlebende erzählen von den Gräueltaten der Terroristen.
Die Vorschriften besagen demnach zum Beispiel: Vater und Sohn dürfen nicht mit derselben Sklavin Sex haben. Auch dürfe ein "Besitzer" nicht mit zwei Schwestern schlafen. Analverkehr mit weiblichen Gefangenen sei untersagt. Schwangere Sklavinnen dürften nicht abtreiben. Es sei aber auch festgelegt, dass weibliche Gefangene nicht erniedrigt werden dürfen und ihre Besitzer Mitgefühl zeigen müssen.

Propaganda

Die Vereinten Nationen und Menschenrechtsgruppen werfen dem IS die systematische Entführung und Vergewaltigung Tausender Frauen und Mädchen vor. Die meisten Opfer sind Jesidinnen.

Im April veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) Interviews mit 20 Frauen, die aus dem Herrschaftsgebiet des IS fliehen konnten. Demnach wurden Mädchen und junge Frauen nach der Eroberung ihrer Heimatorte von ihren Familien getrennt. Danach wurden sie an verschiedene Orte in Syrien und im Irak gebracht. Dort wurden sie teilweise mehrfach vergewaltigt, Opfer anderer Arten sexueller Gewalt sowie verschenkt oder verkauft. Der systematische Missbrauch von Frauen und Mädchen wird vom IS nicht geleugnet – ganz im Gegenteil: Die Dschihadisten verwenden die Versklavung für ihre Propaganda. Die Fatwa soll ihre Misshandlung religiös rechtfertigen.

"Sklaverei ist im Islam verboten"

Bereits 2014 haben islamische Gelehrte in einem offenen Brief an IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi die religiöse Begründung für die Versklavung der Frauen scharf zurückgewiesen: "Die Wiedereinführung der Sklaverei ist im Islam verboten."

Was ist eine Fatwa?

Eine Fatwa ist eine Rechtsauskunft einer muslimischen Autorität, in der festgestellt wird, ob eine Handlung mit den Grundsätzen des islamischen Rechts vereinbar ist.

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