Mammut-Verhandlungen mit wenig Erfolgsaussichten

Palais Coburg
Heute gehen die Atom-Verhanldungen in Wien in die nächste Runde.

Zumindest von einem Detail der Atom-Verhandlungen in Wien hat Wendy Sherman inzwischen wohl endgültig genug: dem Truthahnschnitzel. Nacht für Nacht, so gab die US-Chefverhandlerin kürzlich vor der Presse im Außenministerium in Washington freimütig zu, habe man sich mit endlosen Tassen Kaffee und der panierten Spezialität des Hotel-Buffets über die Runden gerettet.

Mit oder ohne Schnitzel: Die nächsten Runden in Wien stehen an, und es deutet nichts darauf hin, dass diese diesmal zu menschlicheren Zeiten beendet werden könnten. Denn wenn am Dienstag in den Räumlichkeiten des Wiener Palais Coburg erneut die Verhandler zusammenkommen, liegt man bei den heikelsten Streitpunkten immer noch meilenweit auseinander.

Wieder sind es die Vertreter der fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland und jener des Iran, die die Gespräche führen. Wobei die Europäer wie schon bei den letzten Wiener Runden von der inzwischen abgetretenen "EU-Außenministerin" Catherine Ashton vertreten werden.

Doch nicht nur die Verhandler sind einander inzwischen bis zum Überdruss vertraut, auch die Themen sind scheinbar unverrückbar dieselben. Im Kern geht es weiterhin um die Frage, ob und in welcher Form der Iran den radioaktiven Brennstoff für sein Atomprogramm selbst herstellen kann, also um die Anreicherung von Uran.

Rasanter Ausbau

Seit das geheime Atomprogramm des Iran vor inzwischen zwölf Jahren entdeckt worden ist, hat das Mullah-Regime in Teheran diese Kapazitäten konsequent vorangetrieben. Immer größere Mengen von Uran wurden zuerst in Konzentrationen hergestellt, wie sie für den Betrieb eines Atomkraftwerks notwendig sind. Bald aber produzierte man auch höher konzentriertes Uran. Für dieses gibt es nur zwei mögliche Verwendungen: Medizin und die Atombombe.

Europa und die USA bestehen vor allem darauf, die Produktion solches hoch angereicherten Uran zu verhindern. Denn obwohl der Iran darauf beharrt, dass sein Atomprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken, also vor allem der Energiegewinnung in AKW dient, gab es immer wieder Indizien für militärische Pläne, etwa Baupläne für Raketenteile.

Zumindest auf seine Vorräte an Atombomben-tauglichem Uran hat Teheran inzwischen verzichtet. Ein Erfolg der Verhandlungen im Vorjahr, die Ende des Jahres zur Unterzeichnung eines Übergangsabkommens geführt hatten. Seither aber kommt man trotz freundlichen Gesprächsklimas nicht voran – und das Übergangsabkommen läuft am 24. November aus. Dass man sich bis dahin auf einen dauerhaften Kompromiss und einen endgültigen Vertrag einigt, halten die meisten Beobachter für kaum noch wahrscheinlich. Doch Schnitzel-Expertin Wendy Sherman gibt sich trotzdem zuversichtlich – und bedeckt: "Verhandlungen sind wie Pilze. Sie gedeihen am besten im Dunklen."

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