EU-Preis an politische Gefangene in Teheran

EU-Preis an politische Gefangene in Teheran
Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh erhält am Mittwoch den Sacharow-Preis für Menschenrechte.

Missbrauchte Kinder, zum Tode verurteilte Jugendliche, politische Aktivisten: Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh hat über Jahre jene verteidigt, denen das Mullah-Regime im Iran jedes Recht genommen hat. In einem juristischen Willkürakt schaffte man sich schließlich die auch politisch unbequeme Juristin vom Hals: Elf Jahre Einzelhaft wegen „Verschwörung gegen die Staatssicherheit“.

Wenn Nasrin Sotoudeh am Mittwoch in Strassburg mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte der EU gewürdigt wird, wird nicht sie, sondern ihre prominenteste Mitkämpferin die Auszeichnung entgegen nehmen: Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Sotoudeh selbst sitzt im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran und kämpft dort seit Monaten für ihre eigenen, grundlegenden Menschenrechte: Sie will persönlichen Kontakt mit ihren zwei minderjährigen Kindern. Die beiden, ebenso wie ihr Ehemann, durften sie in der Haft bisher nur durch eine Trennwand sehen.

Ein Hungerstreik über zwei Monate hat die 49-Jährige auf knapp über 40 Kilo abmagern lassen. Es bestand akute Lebensgefahr. Erst am Wochenende deutete das Regime ein Einlenken an und versprach das Besuchsrecht. Sotoudeh hat ihren Hungerstreik seither unterbrochen. Auf faire Behandlung, meinen auch internationale Menschenrechtsexperten, könne sie trotzdem kaum hoffen. Die iranischen Behörden würden ihren Tod regelrecht einkalkulieren, um sie loszuwerden.

Zu Tode gefoltert?

Seit der blutigen Niederschlagung der Proteste der Grünen Bewegung im Jahr 2009 geht man im Gottesstaat Iran noch härter gegen politisch Andersdenkende vor. Jüngstes Beispiel ist der Internet-Blogger Sattar Beheshti, der Ende Oktober zuerst massiv bedroht und schließlich verhaftet wurde. Er hatte in seinen Kommentaren das Regime wegen dessen Verstößen gegen Menschenrechte kritisiert. Ende Oktober starb der 35-Jährige im
Evin-Gefängnis, nach offiziellen Angaben an einer schweren Krankheit.

41 seiner Mithäftlinge aber sehen das anders. Sie unterschrieben eine Erklärung, die deutlich macht, dass Beheshti gefoltert worden sei. Für die Menschenrechtsorganisation Amnesty International keine Überraschung: „Die Angst, dass Behesti im Gefängnis an den Folgen von Folterung gestorben ist, ist begründet, wenn man sich ansieht, wie oft im Iran Menschen in Haft ums Leben kommen.

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