Mit "Vitamin-Spritzen" aus der Armut

Rote Rüben als Erweiterung der Ernährungspalette.
"Menschen für Menschen": Unterstützung mit erweitertem Gemüseanbau und anderen Projekten.

Für Chabaky Nugsa stellt die heutige Essenszubereitung eine Premiere dar: Noch nie zuvor hat die Mutter von sieben Kindern rote Rüben verarbeitet, jetzt köcheln sie auf offenem Feuer. Auch die anderen Frauen, die sich im Dorf Sugodo, rund 180 km nordwestlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, zum Kochkurs getroffen haben, betreten Neuland. Der Umgang mit den frischen Nahrungsmitteln will gelernt sein. Eingeführt wurden diese in der Region Ginde Beret von der österreichischen Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" (MfM), um die Ernährungssicherheit der Bevölkerung zu erhöhen und mehr vitaminreiche Kost auf die Teller zu bringen.

"Früher gab es fast immer nur Injera (Sauerteigfladen aus der Getreideart Teff), Shiro (Bohnenpaste) und Mais. Heute bauen die Familien auch Karotten, Paradeiser, Kohl, Erdäpfel, Mangold und eben Rote Rüben an", sagt MfM-Projektleiterin Alexandra Bigl. "Mangold habe ich gar nicht gekannt", so Chabaky Nugsa. Heute liebt sie den Geschmack der grünen Blätter. Viel Freude hat sie auch mit den Äpfel, die es hier früher ebenso nicht gab. "Erstens sind sie sehr gut, und zweitens werden wir im kommenden Jahr so viel ernten, dass wir den Überschuss auf dem Markt verkaufen können. Das Geld benötigen wir dringend, denn wir müssen das Dach unseres Hauses reparieren – es regnet herein."

Mikro-Kredite

Die vom verstorbenen Schauspieler gegründete Organisation "Menschen für Menschen" entwickelt hier die gesamte, landwirtschaftlich geprägte Region. Die Bauern werden zusätzlich mit einem dem äthiopischen Hochland angepassten Saatgut versorgt, und sie erhalten Unterweisungen zur besseren Getreidespeicherung, Hühnerhaltung und Bienenzucht. Zudem werden an Frauen Mikro-Kredite vergeben, mit denen sie ein kleines Business starten können, um das Familieneinkommen aufzufetten. Das ist einmal ein Laden, in dem selbst gebrautes Bier verkauft wird, Tella nennt sich die braune Brühe basierend auf Mais und Sorghum, und sie ist stark gewöhnungsbedürftig. Andere erwerben einen Ochsen zum Pflügen, damit sie sich keinen mehr ausborgen müssen – um teures Geld.

Auch um die Bildung der Kleinen kümmert sich MfM: Der Schulbau ist in Ginde Beret ein zentrales Projekt, zumal die meisten alten Gebäude aus Holz und Lehm von Termiten zerfressen sind. Im Gesundheitssektor engagiert sich die Hilfsorganisation vor allem im Bereich der Augenkrankheiten und der Aids-Prävention. Und damit die Buben und Mädchen nicht so häufig an Durchfall leiden, werden Quellen gefasst sowie Brunnen gegraben, um die Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.

Spenden: Menschen für Menschen. IBAN: AT28 3200 0000 0022 2000.

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