"Abschottung", "Rechtskurve": Weltpresse über Schweiz-Wahl

Wahlwerbung der SVP in Graubünden.
Wie internationale Medien den Erfolg der Rechtsparteien bei den Wahlen kommentieren.

Die internationale Presse bewertet den Wahlerfolg der Rechtsparteien in der Schweiz vor allem als "Angstreflex". Die deutschen Zeitungen widmen sich zudem der Wahl von Roger Köppel, dem streitbaren Verleger und Chefredakteur der Schweizer Wochenzeitung "Weltwoche", in den Nationalrat.

"Abschottung", "Rechtskurve": Weltpresse über Schweiz-Wahl

Die Welt: "Schweizer entscheiden sich aus Angst für Abschottung", titelt etwa die deutsche Zeitung. Der Erfolg der SVP sei zwar vorhergesagt worden, "in seinem Ausmaß ist er aber doch überraschend". Das Ergebnis dürfte die Beziehung zwischen der Schweiz und der EU weiter belasten.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt fest: "Die Schweizer haben die rechtsbürgerlichen Kräfte in ihrem Land gestärkt". Während die SVP von der Flüchtlingskrise in Europa profitiert habe, spielte "der Wirtschaftsabschwung infolge der Stärke des Franken" der FDP in die Karten. Doch solange sich die Wahlgewinner in der Europa-Frage nicht einig seien, "kann von einem bürgerlichen Schulterschluss nicht die Rede sein".

Die Süddeutsche Zeitung sieht durch die Stärkung des rechten Lagers "das politische Erfolgsmodell des Landes" in Gefahr. "Die Schweiz, das war das Land, in dem alle zusammen regieren." In der Praxis sei die Eidgenossenschaft längst zum Vorbild der europäischen Rechtspopulisten geworden. "Von gemeinsamer Entscheidungsfindung ist dabei keine Rede."

Der Spiegel: "Die erfolgreichsten Rechtspopulisten Europas", nennt auch das deutsche Nachrichtenmagazin die Wahlsiegerin SVP in seiner Analyse. In deren Mittelpunkt steht der SVP-Nationalratsneuling Köppel. "Er könnte in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle in der Partei spielen." Der auch in Deutschland bekannte Journalist und Medienunternehmer Köppel, ehemaliger Chefredakteur der "Welt", konnte bei seinem ersten Antreten für den Nationalrat aus dem Stand ein Rekordergebnis von 178.090 Stimmen erzielen. Die große Frage, die sich nun stelle, sei, ob die liberale FDP als zweite Gewinnerin sich künftig stärker mit der SVP verbünde.

The Guardian: Die britische Zeitung setzt den Erfolg der SVP ebenfalls in einen Zusammenhang mit der steigenden Flüchtlings- und Migrantenzahl in Europa. Das habe dem Thema auch in der Schweiz Aufmerksamkeit verliehen, "wenn auch die wohlhabende Alpennation bisher nicht maßgeblich von der Krise betroffen war".

El Pais: Dem pflichtet die spanische Zeitung bei. Die SVP habe zudem bei jenem Teil der Bevölkerung Ängste geschürt, der befürchte, "den hohen Lebensstandard und die nationale Identität zu verlieren".

Le Monde: Die französische Tageszeitung spricht von einer Bestätigung des Drucks der populistischen Rechten in der Schweiz. Sie relativiert aber zugleich, das System der direkten Demokratie verringere die Bedeutung der Wahl ein Stück weit.

Le Figaro bescheinigt der SVP eine "spektakuläre Steigerung" und die Liberation spricht von einer "Rechtskurve".

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