USA ratlos zwischen allen Fronten

Die Katastrophe in Syrien ist auch eine Folge von Obamas außenpolitischer Entscheidungsschwäche.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Die Katastrophe in Syrien ist auch eine Folge von Obamas außenpolitischer Entscheidungsschwäche.

von Mag. Konrad Kramar

über den Syrien-Krieg

Die kurdischen Milizen der YPG sind seit Monaten die Speerspitze des Kampfes gegen den IS in Syrien, auch dank massiver US-Militärhilfe. Dass die Türkei diese Kämpfer als Feinde betrachtet, gehört seit jeher zum Einmaleins der Nahostpolitik. Warum aber gibt Washington jetzt plötzlich dem Drängen aus Ankara nach, pfeift die Kurden zurück, wenn sie sich gerade auf der Siegerstraße befinden? Nur eines jener vielen Rätsel, die die Politik der Obama-Regierung in Syrien vom Ausbruch des Krieges an aufgegeben hat.

Da wurden rote Linien gezogen (Einsatz von Giftgas), die Diktator Assad überschritt, ohne mit der Wimper zu zucken. Die angedrohten Konsequenzen aus Washington blieben aus. Da wurde eine angeblich verlässliche demokratische Opposition aufgerüstet, um gegen das Assad-Regime zu kämpfen. Dass diese Opposition eine Schimäre war, uneinig und am Gängelband von Islamisten, stellte man erst fest, als Millionen an Militärhilfe sinnlos verpulvert und die wenigen Kämpfer samt ihrer Waffen in den Händen radikaler Milizen waren. Da ignorierte man, dass jene Islamisten-Truppe, für die man Luftwaffe spielte, ein Ableger des Terrornetzwerks El Kaida war.

Traumatisiert vom Desaster der Bush-Militäroperationen in Afghanistan und Irak hat Obama seit Beginn seiner Präsidentschaft versucht, seine Nahost-Politik mit mehr Balance und diplomatischem Fingerspitzengefühl zu gestalten. Doch die Krise, die im Arabischen Frühling über die Region hereinbrach, hätte Entscheidungen verlangt – und kein rat- und planloses Hin und Her. Das macht Obama für die Katastrophe in Syrien mitverantwortlich, auch wenn er sie nicht mutwillig herbeigebombt hat wie sein Vorgänger im Irak.

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