Wohin mit den vielen Kosovo-Flüchtlingen?

Asyl ist nicht die richtige Antwort auf den jüngsten Migrantenansturm, mehr Reisefreiheit schon eher.
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Wohin mit den vielen Kosovo-Flüchtlingen?

von Mag. Ingrid Steiner-Gashi

über den Migrantenansturm

Warum kommen so viele Menschen aus dem Kosovo?", fragte ein ungarischer Polizist den KURIER. "Armut gibt es doch überall. Warum kommen nicht so viele Bulgaren oder Bosnier?" Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht, außer der Tatsache, dass sich EU-Bürger – wie Bulgaren – überall im EU-Raum frei bewegen und arbeiten dürfen. Aber auch Bosnier, Serben, Mazedonier, Montenegriner und Albaner dürfen ohne Visum in die EU einreisen (wenngleich ohne Genehmigung nicht arbeiten).

Den knapp zwei Millionen Kosovaren steht dies nicht zu – sie brauchen ein Schengenvisum. Mehr als 50.000 Kosovaren sind seit September trotzdem gegangen – in der irrigen Hoffnung, in Westeuropa Asyl zu bekommen, wie es ihnen findige Schlepper versprochen haben. Wer verzweifelt hofft, der wirtschaftlichen Not zu entkommen, glaubt gerne blindlings, was sich gut anhört. Die Realität ist eine andere: In Österreich wird der Kosovo als "sicheres Herkunftsland" eingestuft, Asyl wird deshalb kaum gewährt.

An vielen Schrauben muss gleichzeitig gedreht werden: Schnellere Asylverfahren; schärfere Grenzkontrollen; mehr Informationen für Kosovaren, die leichtgläubig annehmen, sie würden mit "Rückkehrprämien" belohnt. Eine Möglichkeit wäre auch die Einführung der Visafreiheit für den Kosovo. Allen, die da fürchten, das kleine Land werde dann bald leer und alle Kosovaren hier sein, sei nur gesagt: Gegenüber Serbien und Bosnien gab es dieselben Ängste – sie sind nicht eingetreten. Wer legal einreisen darf, muss sich privat versorgen und nicht auf ein monatelanges Asylverfahren warten, das den Staat viel Geld kostet. Und wer legal einreisen darf und dabei sieht, dass auch im reichen Westeuropa nicht alles eitel Wonne ist, fährt vielleicht auch gerne wieder freiwillig heim.

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