Offene Worte statt Olympia-Boykott

Den Spielen in Sotschi fernzubleiben, schadet dem Sport und bestärkt Diktatoren wie Putin in ihrer Rolle.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Den Spielen in Sotschi fernzubleiben, schadet dem Sport.

von Mag. Konrad Kramar

über den Olympia-Boykott

Endlich einmal eine Entscheidung, bei der sogar der meist ratlosen österreichischen Außenpolitik genug Zeit bleibt, um sich eine klare Haltung zurechtzulegen. Der Chor der Boykott-Rufer wird bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele mit Sicherheit täglich lauter tönen. Der Reihe nach werden Politiker aus aller Herren Länder ihr Fernbleiben ankündigen – oder eben das genaue Gegenteil. Die Anti-Homosexuellen-Gesetze, die Russlands Präsident durchgesetzt hat, machen es auch dem schwachbrüstigsten Demokraten leicht, Stellung zu beziehen. Doch Olympische Spiele sind nun einmal ein Sport- und kein politisches Ereignis. Der Sport und eine opulente Inszenierung werden Putin ausreichend Bühne bieten. Die Abwesenheit ausländischer Politiker wird mit Glanz und Gloria übertüncht werden.

Viel wirkungsvoller wäre es, in Sotschi zu erscheinen, auch um den Sportlern Respekt zu erweisen, sich aber vor Ort der simpelsten aber stärksten Waffe jedes echten Demokraten zu bedienen: des freien Wortes. Und genau das könnten sich unsere politischen Vertreter jetzt in Ruhe zurechtlegen, um es dann vor den Augen der Weltöffentlichkeit und des Diktators in aller Deutlichkeit kundzutun. Eine Symbolhandlung, wie sie US-Präsident Obama jetzt gesetzt hat – er stellt Tennislegende und Lesben-Aktivistin Billie Jean King an die Spitze der US-Delegation – muss schon sehr groß sein, um in der Flut an Symbolen, wie sie Sport-Großereignisse nun einmal bieten, nicht unterzugehen. Ein klares Wort tut da verlässlicher seine Wirkung. Man muss nur bereit sein, diese demokratische Grundverantwortung auch wahrzunehmen, auch wenn genau das unserer Staats- und Regierungsspitze oft schwerfällt.

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