Im Bauchladen des Alexander Wrabetz

Neue Posten schaffen neue Begehrlichkeiten. Der ORF-Chef bringt sich für die Wiederwahl in Stellung.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Andere mögen Tatsachen schaffen, tu felix ORF, schaffe Posten.

von Philipp Wilhelmer

über den ORF

Andere mögen Tatsachen schaffen, tu felix ORF, schaffe Posten. Im Land der schrumpfenden Großparteien gibt es nur mehr wenig zu verschenken: Kammern, Gewerkschaften, die ÖBB ... Die Bastionen, in denen ÖVP und SPÖ früher den Hebel ansetzen konnten, um mit Postenvergaben Einfluss zu beweisen, schrumpfen weiter.

Wo sich dahingehend kaum was ändert: Im ORF. Dort nimmt praktischerweise gerade Generaldirektor Alexander Wrabetz Schwung, um sich für seine dritte Wahl im Jahr 2016 in die Pole Position zu bringen.

Wer jetzt meint, dass er das mit besonders gutem Programm, neuen Investitionen in hochwertigen Journalismus oder der tief greifenden Aufklärung für Land und Bürger tut: Hoffentlich irgendwann auch. Der Weg des Alexander Wrabetz führt zunächst aber über den Bauchladen: Darin finden sich bis 2017 neue Führungspositionen, die Einfluss und gute Bezahlung versprechen. Und jede Partei, die etwas auf sich hält, möchte zumindest zum Schein dafür verantwortlich sein, wer dafür den Zuschlag erhält.

Die Topjobs, die neu geschaffen werden, laufen unter dem Schlagwort "Channel Manager", wobei ausgerechnet das am Existenzminimum dahinvegetierende ORF III als Vorbild genannt wird. Channel Manager soll es geben für Ö1, für ORFeins, für quasi alle Schlüsselstellen des ORF der Zukunft.

Bälle aller Farben in der Luft

Bleiben noch die Landeshauptleute: Die einen bekommen die "Starnacht", einer den Song Contest, mehrere ihren Landkrimi … Wer wissen will, wie man Bälle aller Farben in der Luft hält: Alexander Wrabetz ist ein geübter Jongleur.

Dabei gäbe es so viele Herausforderungen: Wie kann man Politik einer jüngeren Generation vermitteln, die sich zusehends in abgezirkelten Kreisen auf Facebook verliert? Ein Nachfolgeformat für die erfolgreiche "Wahlfahrt" fehlt noch. Der Bedarf an jungen News ist da, wie die Quoten des "ZiB-Magazin" zeigen.

Tatsächlich wäre der ORF nicht schlecht beraten, wenn er neben der Beliebigkeit seine Tugenden straffen würde: Das Programm rundherum wird zwangsläufig besser, und mit Netflix, Sky und anderen internationalen Größen, die über das Internet Filme und Serien zu jeder gewünschten Zeit auf allen Endgeräten bieten, steht eine Konkurrenz in den Startlöchern, deren Einfluss noch nicht abschätzbar ist. Auch der Fernsehmarkt ändert sich durch das Internet rapide. Welche Antworten hat der ORF darauf? Bisher wurde der Einstieg in die kleine heimische Online-Videothek Flimmit als Mittel gegen Netflix gepriesen. Der Haken daran: Es gibt inhaltlich immer weniger unverwechselbar österreichisches Programm, das man einer derartigen Hochglanz-Konkurrenz aus den USA entgegenhalten kann. Die heimische Filmbranche wird gerade (auch und vor allem vom ORF) an den Rand des Ruins gespart.

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