EU muss den Warnruf aus Athen hören

Das Fiasko in Griechenland macht die Debatte über das drohende Scheitern Europas noch dringender.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Das Fiasko in Griechenland macht die Debatte über das drohende Scheitern Europas noch dringender.

von Mag. Konrad Kramar

über die Verantwortung der EU

Hier die Verblendeten in Athen, die angetrieben von verfehlten Überzeugungen ihrem Untergang entgegentaumeln, dort der Chor aus Berlin und Brüssel, der drohend Vernunft einmahnt. Das Drama um Griechenlands Staatspleite hat das Format einer antiken griechischen Tragödie. Kommt daher auch mit dem schlimmen Ende die grundlegende Erkenntnis? Zweifel sind angebracht. Denn Athens Fehler lenken die Entscheidungsträger von grundsätzlichen Problemen der gesamten EU ab. Griechenlands Staatsschulden mögen in absurde Höhen abgedriftet sein, das aber ändert nichts daran, dass die Staatsschulden fast aller Euro-Länder längst alle von der EU gesteckten Grenzen durchbrochen haben.

Athen sagt heute, dass man nicht mehr in der Lage sei, weiter bei Sozialleistungen zu sparen. Wann aber werden andere überschuldete Staaten, Städte und Gemeinden im Rest Europas unweigerlich beginnen müssen, bei Bildung, Gesundheitswesen oder Infrastruktur zu streichen? Für Griechenland wurden heute schon Milliarden in diversen Rettungsschirmen verpulvert, ohne dass das Land wirtschaftlich auf die Füße kam. Wann wird man in Europa einsehen müssen, dass die überreichlich von der EZB gedruckten Milliarden ebenfalls nur eine Spekulationsblase und keinen echten Aufschwung gebracht haben? In Griechenland ist heute schon klar, dass die praktizierte Kürzungspolitik nichts gebracht hat. Wann wird man in anderen Staaten Europas endlich nachhaltig auf Wachstum setzen?

Eine Grundsatzdebatte über den Euro, Europa und seine Wirtschaftspolitik ist überfällig – und sie sollte geführt werden, bevor sich die nächste Katastrophe einstellt, bevor wir auch anderswo in Europa unsere griechische Tragödie erleben.

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