Erdogan gießt Öl in den Gaza-Konflikt

Die Methoden der Israelis mit denen von Hitler zu vergleichen, ist inakzeptabel und verantwortungslos.
Walter Friedl

Walter Friedl

Die Methoden der Israelis mit denen von Hitler zu vergleichen, ist verantwortungslos.

von Mag. Walter Friedl

über Erdogans Israel-Kritik

Der türkische Premier Tayyip Erdogan ist ja für seine markigen Sprüche bekannt, dieses Mal hat er aber eine rote Linie überschritten. "Sie (die Israelis) haben kein Gewissen, keine Ehre, keinen Stolz. Jene, die Hitler Tag und Nacht verurteilen, haben Hitler in Sachen Barbarei übertroffen." Will Erdogan allen Ernstes die aktuelle Offensive der Israelis im palästinensischen Gazastreifen mit der industriellen Massenvernichtung von Millionen Juden im "Dritten Reich" vergleichen? Das ist absurd.

Es gibt viele gute Gründe, das massive Vorgehen der israelischen Armee zu kritisieren – vor allem die Unverhältnismäßigkeit –, doch diese Wortwahl ist inakzeptabel. Ein Ausrutscher in der Hektik der Intensivphase des Wahlkampfes (im August strebt Erdogan das Präsidentenamt an) war es sicher nicht. Eher ein übles Spiel mit Emotionen. Denn in der Türkei herrscht verbreitet eine anti-israelische Grundhaltung. In diese sticht der Noch-Premier, um Stimmen abzuholen. Insofern gießt er nicht nur Öl ins Feuer des lichterloh brennenden Gazastreifens, sondern er instrumentalisiert den Konflikt auch für seine innenpolitischen Zwecke.

Das ist schäbig und verantwortungslos, weil gefährlich. Denn so leistet Erdogan dem bei vielen muslimischen Jugendlichen latent vorhandenen Antisemitismus Vorschub. Auch in Europa: Zuletzt wurden in Paris jüdische Einrichtungen, darunter eine Synagoge, attackiert.

Gegen die Politik Israels darf sehr wohl demonstriert werden, aber ohne Hass-Parolen. Und die Organisatoren der Proteste in Wien, die den türkischen Premier jüngst zu einer Wahl-Show in die Bundeshauptstadt geladen haben, wären gut beraten, sich von der verbalen Entgleisung ihres Idol zu distanzieren.

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