2030: Wem wird es dann besser gehen?

Die Zukunft kommt, wir können sie nicht planen, aber müssen uns auf mögliche Entwicklungen vorbereiten.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Die Zukunft kommt, wir können sie nicht planen, aber müssen uns auf mögliche Entwicklungen vorbereiten.

von Dr. Helmut Brandstätter

über das Jahr 2030

Das Spannende an dieser Serie "Was wird aus Österreich?" ist, dass man überall, in Betrieben, an den Unis und auch unter den Beamten Leute trifft, die sich Gedanken über die Entwicklung in ihrem Bereich machen und darauf vorbereiten. Ein kleinen Auszug finden Sie hier: Eine Bankerin glaubt, dass es dann kaum noch Bankfilialen mehr geben und ein Großteil der Arbeit von Robotern erledigt wird, ein Lehrer hofft auf die kreative Schule und ein Unternehmer auf eine aktive Gründerszene.

Vielleicht wird auch in den Parteien über Entwürfe für eine künftige Gesellschaft nachgedacht, wo es keinen Bedarf nach ungelernten Arbeitern mehr geben wird, wo vieles automatisiert sein wird, wo noch schnellere Netze immer mehr Information durch bewegte Bilder statt durch Texte übertragen werden. Das wird Auswirkungen habe, wie wir informiert werden. Texte werden weniger wichtig, das verändert auch die Art von öffentlicher Kommunikation, von Beeinflussung durch die Politik. Noch mehr Emotionen kommen auf uns zu.

Aber in den Parteien denkt man bestenfalls an die nächste Wahl, gesteuert von der Angst, zu verlieren. Ja, die Angst steuert viele und vieles in unserem Land. Die Zukunft wird durch die verzerrende Brille der Vergangenheit gesehen, Veränderungen sind schwierig. Menschen wachsen durch Herausforderungen, meinte kürzlich eine gescheite Pädagogin. Richtig. Dasselbe gilt für Gesellschaften. Nur bei uns glaubt man, durch deutliche Abgrenzung und ängstliche Bewahrung des Bestehenden überleben zu können. Und Diskussionen werden nach dem Muster geführt: Nur ja nicht differenzieren, da müsste man die Komplexität der Themen eingestehen, dann aber taugen sie nicht mehr für Wahlplakate.

Wer differenziert, verliert in der Öffentlichkeit

In der Flüchtlingsfrage wird kaum akzeptiert, für Menschlichkeit und für Rechtsstaatlichkeit zu argumentieren. Wo ist der Widerspruch? Wer vorschlägt, dass Vermögen besteuert wird, ist gleich ein leistungsfeindlicher Linker, wer höhere Leistungen im Beruf verlangt, ein Ausbeuter. Und wenn man nur die Frage nach der künftigen Finanzierbarkeit des Sozialstaates stellt, kommt der Vorwurf, man wolle ihn abschaffen. Oder unser Föderalismus: Schnell wird man als als Feind der Bundesländer verdächtigt. Ex-Vizekanzler Willi Molterer berichtete im KURIER-Interview über den sogenannten Juncker-Fonds, wo Projekte in der EU finanziell gefördert werden. Wir könnten zum Beispiel Geld für den Breitband-Ausbau bekommen. Es gibt freilich ein Problem, "die Bundesländer-Projekte so zu bündeln, dass es für den Fonds von der Dimension her interessant ist." Wie bitte? Die Bundesländer schaffen es nicht, gemeinsam bei der EU Geld für ein Stück Zukunft abzuholen?

Private Unternehmen entwickeln sich weiter, weil sie sonst untergehen, Staaten überleben durch Steuererhöhungen. Da ist auch klar, wer die Verlierer sein werden: jene Menschen, die auf den Staat angewiesen sind.

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