"Zar" Putin gibt in Syrien den Takt vor

Westen reagiert derzeit nur und verfolgt eine problematische Realpolitik.
Walter Friedl

Walter Friedl

Der Westen kann wieder einmal nur reagieren, statt agieren

von Mag. Walter Friedl

über den russischen Abzug aus Syrien

Mit seinen machiavellischen Winkelzügen, die vom Timing nicht besser gesetzt sein könnten, gibt Kreml-Chef Wladimir Putin seit Langem den Takt in der Syrien-Krise vor. Just während der neuen Dialog-Runde in Genf kündigte er jetzt den militärischen (Teil-)Rückzug an. Und der Westen kann wieder einmal nur reagieren statt agieren.Das hat auch Systemgründe. "Zar" Wladimir schert sich keinen Deut um demokratische Spielregeln und formt sich seine Welt, wie es ihm gefällt. Während Europa – nicht nur in der Flüchtlingskrise – in politischer Erstarrung verharrt. Und US-Präsident Obama vom oppositionellen Parlament gebremst wird, aber auch sonst ein zaudernder "Commander in Chief" ist.

Putin nützt dies eiskalt aus, pokert hoch – mit schlechtem Blatt: Der Ölpreis ist im Keller, und damit spült die Haupteinnahmequelle des Landes viel zu wenig Geld in die Staatskassen. Der Westen weiß das natürlich, vermeidet aber die Konfrontation mit dem "russischen Bären", der sich bereits die Krim einverleibt und Appetit auf die Ostukraine hat.

Was bleibt ist Realpolitik: Arrangements mit machtbesessenen Egomanen. Das gilt für Putin, den man für die Lösung des Syrien-Konfliktes braucht, genauso wie für den türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan, ohne den die Flüchtlingskrise nicht zu bewältigen ist. Irgendwann müssen die USA und EU aber ihre roten Linien definieren, ehe sie sich selbst aufgeben.

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