Wo die Uhren anders gehen

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Zumal er gegenüber österreichischen Fragestellern seit Jahren beharrlich Interviews verweigert

von Wolfgang Winheim

über Alexander Manninger

Es war ein sporthistorisches Ski-Wochenende: Im norwegischen Vikersund flogen der Slowene Peter Prevc und der Norweger Anders Fannemel als erste Menschen 250 Meter und weiter. In den USA, wo die Medien dem alpinen Skisport beharrlich die kalte Schulter zeigten, fliegen der 19-jährigen Mikaela Shiffrin nach NBC-Übertragungen auch amerikanische Herzen zu. Weil die Europäer von Colorado so rasch wie möglich heimfliegen wollen, wurden die Bilanzen schon vor dem letzten Rennen gezogen.

Überraschend

... war, dass es entgegen der Tradition bei Großereignissen à la WM und Olympia nach zehn von elf Bewerben immer noch keine Überraschungsweltmeister gab. Keinen einzigen Sieger, keine einzige Siegerin, der (die) nicht schon im Weltcup aufgezeigt hatte.

Überrascht

... zeigte sich ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ob der Tatsache, dass bis Österreich zu hören war, wie die Hymne noch in alter – töchterloser – Version gesungen wurde. Die Rechtfertigung nach Protesten der grünen Powerlady Eva Glawischnig: Man wollte den singenden US-Kindern, die sämtliche Hymnen ein Jahr lang einstudiert hatten, ein Umlernen ersparen. Ein Misston der herberen Art erfolgte am Samstag bei der Rodel-WM, als zu Ehren der deutschen Doppelsitzer-Champions Tobias Wendl/Tobias Arlt die alte DDR-Hymne gespielt wurde. Passiert in Lettland, in jenem Land, das aktuell den EU-Vorsitz hat.

Überraschend

...positiv war das Echo auf den Teambewerb, der bisher nur für ein entbehrliches Anhängsel gehalten worden war, 2018 aber erstmals olympisch wird. Trainervater Ferdinand Hirscher vertritt nach dem ÖSV-Sieg als TV-Ferndiagnostiker in Annaberg eine Meinung, der sich inzwischen auch Nicht-Österreicher anschließen: "Der Teamevent als Parallelrennen ist eine Supersach’, die von Medien und Läufern viel ernster genommen werden sollte."

Überrascht

... hat die deutsche TV-Moderator Katrin Müller-Hohenstein, als sie, am Valentinstag österreichischen Sportlern Rosen streuend, im ZDF-Sportstudio die Skivergangenheit ihres Salzburger Studiogastes Alexander Manninger, 37, enthüllte. Worauf der Tormann-Oldie bestätigte, womit er während seiner (von ihm vorzeitig aus Frust beendeten) Ära als Nationalspieler nie geprahlt hatte: dass er als Jugendlicher Ski-Rennen bestritten hat.

Dass Manninger, der in Augsburg geschätzt und gefeiert wird, sympathisch drauflos plauderte, kam ebenfalls unerwartet. Zumal er gegenüber österreichischen Fragestellern seit Jahren beharrlich Interviews verweigert. Im Skirennlauf wäre das undenkbar. So manche Stars stehen sogar kurz vor dem Start noch vor der Kamera. Nicht ganz uneigennützig. Zumal von Sponsoren auch die TV-Präsenz ihrer Logos per Stoppuhr gemessen wird.

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