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Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Der Wutausbruch blieb aus, als die Salzburgerin mit der Schlagzeile konfrontiert wurde.

von Wolfgang Winheim

über Annemarie Moser-Pröll

Es war ein skihistorischer Sonntag. In Cortina zog Lindsey Vonn in der ewigen Bestenliste mit Annemarie Moser-Pröll (62 Weltcupsiege) gleich. In Wengen hatte Hannes Reichelt auf der längsten Rennstrecke der Welt den längsten Atem. Trotz kaum überstandener Verkühlung. Noch im Dezember war Reichelt wegen der Manöverkritik prominenter Ex-Kollegen verschnupft gewesen.

Stephan Eberharter und Michael Walchhofer hatten beim ÖSV-Abfahrtsteam die letzte Einsatzbereitschaft vermisst, worauf Reichelt ausrichten ließ, der "Walchi" möge zuerst denken und dann reden. Dabei ist Ex-Abfahrtsweltmeister Walchhofer mittlerweile ÖSV-Vizepräsident.

In der Schweiz wiederum verlor Alt-Bundesrat Adolf Ogi erst wenige Tage vor der am Lauberhorn erfolgten Wiederauferstehung des eidgenössischen Skiteams (Kombi-Sieg durch Carlo Janka, Mannschaftstriumph in der Abfahrt) die Geduld. Ihm blute das Herz in Anbetracht der Schweizer Leistungen, sagte Ogi.

Auf Österreich umgelegt wäre das so, als hätten sich Alfred Gusenbauer oder Wolfgang Schüssel abfällig über unsere Brettlhelden geäußert. Nur mit dem feinen Unterschied, dass Ogi, ehe er zum Regierungschef aufstieg, Alpindirektor der Eidgenossen gewesen war. Zu Zeiten, als sich die mit einem Franz Klammer und einer Annemarie Moser-Pröll zu matchen hatten.

Heute haut Österreichs Jahrhundertsportlerin die Tatsache, sich ab sofort einen Rekord mit Vonn teilen zu müssen, nicht aus den Skischuhen. "Jetzt kann sich Lindsey auf zwei andere Rekorde konzentrieren" , meint sie spitzbübisch lächelnd, auf ihre sechs Gesamtweltcupsiege (Vonn hält bei vier) und ihre zwölf Abfahrtssiege in Serie anspielend.

In Grindelwald, auf der anderen Seite des Lauberhorns, hatte die Annamirl einst zwei Mal innerhalb von 24 Stunden gesiegt, intensiv gefeiert und trotz Brummschädl anderntags zum dritten Mal gesiegt, worauf die Bild-Zeitung titelte: "Sie raucht, sauft und siegt."

Der Wutausbruch blieb aus, als die Salzburgerin mit der Schlagzeile konfrontiert wurde. Vielmehr reagierte sie mit einem ähnlichen Augenzwinkern wie 37 Jahre später nach Vonns Sieg. Und sagte über die ach so gemeinen Deutschen. "Jo mei, die haben ja recht."

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