Neuer Feind von Ball und Ski

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

20 Plusgrade. Aber die heißen folgenden Nachrichten sind kein Scherz:

Am 1. April wurde auf Marcel Hirschers Hausberg an der Lammertaler Donnerkogelbahn besonders viel Ski gefahren. 1500 Kinder konnten dank der Aktion School on Snow (Sos) vor den Augen des Weltcupsiegers zum Nulltarif um die Wette rutschen. Ebenfalls am 1.April wurde Ricarda Haaser in Dienten am Hochkönig Staatsmeisterin im Riesentorlauf. Während die aus Kenia stammende Oberösterreicherin Sabrina Simader, 17, für die slowenischen Speedmeisterschaften trainierte, nachdem sie – als erste farbige Abfahrerin überhaupt – bei den deutschen Meisterschaften in Garmisch tapfere 17. geworden war.

Um die ÖSV-Speedtitel wird nächste Woche im Pitztal gerast. Auch diese Titelkämpfe werden organisiert – vom Wiener Skiverband. In der Hauptstadt selbst herrschte im ganzen Winter Schneepause. Auch auf dem mit Schlepplift und Flutlicht ausgestatteten Lieblingshügel von Ex-Hochsprungweltrekordlerin Ilona Gusenbauer in Breitenfurt war kein einziger Skitag möglich.

Neuer Feind von Ball und Ski
ABD0101_20160401 - ANNABERG-LUNGÖTZ - ÖSTERREICH: ZU APA0226 VOM 1.4.2016 - Marcel Hirscher (r.) und Kinder am Freitag, 1. April 2016, anlässlich der Aktion "School on Snow - Jugend zum Wintersport" in Annaberg-Lungötz. - FOTO: APA/EXPA/ JFK
Im (Salzburger)Land der Weltmeister gab’s vergleichsweise genug Schnee, aber weniger einheimische Kinder als früher auf den Pisten. Eine Statistik besagt gar, dass 60 Prozent der Salzburger Kinder der dritten Schulstufe noch nie auf Ski standen, weshalb die Aktion School on Snow abgekürzt auch als SOS interpretiert werden kann.

Ob Hirscher, Hermann Maier oder Hannes Reichelt – sie alle sehen die Ursachen für die vielen Bewegungsmuffel nicht allein in den hohen Preisen. Die Antworten der Salzburger Ski-Helden decken sich vielmehr mit den Vermutungen Wiener Fußball-Legenden, die dort, wo sie als Kinder kickten, nur noch leere Ballkäfige vorfinden. Früher, heißt’s von Andreas Herzog bis Hirscher, hätten sie sich, kaum von der Schule heimgekommen, nach dem Motto "nix wie raus ins Freie " Ball oder Brettln geschnappt. Heute greifen schon Volksschulkinder lieber zum Smartphone.

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