Lügen haben schnelle Beine

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Er legt keinen Wert auf die Teilnahme am zeitlos aktuellen Olympia-Bewerb. Aufs Wettheucheln.

von Wolfgang Winheim

über Andreas Berger

100 Meter in 9,58 Sekunden. Diese Zeit, die Usain Bolt vor sieben Jahren in Berlin lief, werde nie mehr ein Mensch unterbieten. Glaubt Andreas Berger. Wer?

Immer noch scheint Berger in der Rekordliste als schnellster Österreicher auf. Und immer noch bekommen manche (wie der streitbare ÖLV-Mittelstreckentrainer Wilhelm Lilge) in der nationalen LA-Szene einen dicken Hals, wenn Bergers Name fällt.

Tatsächlich flog Berger im August 1993, kurz nachdem er zum letzten Mal in 10,15 über die Bahn gedonnert war, als Dopingsünder auf. So wie seine drei Rekordstaffelkollegen auch. Doch Tatsache ist bzw. war ferner, dass Berger im Gegensatz zu vielen internationalen Stars (die dann selbst bei Kontrollen durchfielen) zumindest nie über den damaligen Oberdoper und Weltrekordler Ben Johnson lästerte.

Mittlerweile läuft’s für Berger als Erfinder eines Laufes prächtig, auch wenn dieser Wettbewerb Leichtathletik-Puritanern ebenfalls nicht in ihr Weltbild passt. Gesponsert von Red Bull, lässt der 55-jährige Gmundner Hobby- und Profiathleten (aber auch Feuerwehrstaffeln) die spektakulärsten Skisprungschanzen der Welt 400 Meter bergaufhetzen.

Die Bestzeit wurde im Vorjahr mit 3:20 Minuten in Bischofshofen erzielt, wo in zwei Wochen 700 Starter Richtung Schanzentisch schnaufen werden. An diesem Wochenende gastiert die Berger-Show in Harrachov. Dort wird Berger in der Nacht von Sonntag auf Montag den Wecker für 3.20 Uhr stellen – wegen des mutmaßlichen Duells zwischen Justin Gatlin und Usain Bolt. Zwischen dem mehrmals gesperrt gewesenen US-Dopingsprinter und dem biomechanischen Wunder aus Jamaika, das als sauber gilt.

Zehn Jahre ist es her, seit Berger behauptete: "Es heißt immer, 99 Prozent sind sauber und ein Prozent dopt. Ich bin überzeugt, es ist umgekehrt."

Und heute?

Heute, sagt Andreas Berger, ist er überzeugt, dass es besser sei, zu diesem Thema nichts zu sagen. Unhöflicher ausgedrückt: Er legt keinen Wert auf die Teilnahme am zeitlos aktuellen Olympia-Bewerb. Aufs Wettheucheln.

Lügen haben schnelle Beine
Andreas Berger

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