Die alpine Wildsau wird Polizist

Ohne die gegenwärtige Flüchtlings-Problematik bagatellisieren zu wollen, sei daran erinnert: Im Jahr 1992 drängten sogar noch mehr verzweifelte Menschen nach Österreich. 90.000 kamen allein aus Bosnien. Darunter der fünfjährige Juristen-Sohn Zlatko Junuzovic, der inzwischen als der lauffreudigste ÖFB-Nationalspieler (bis zu 13 Kilometer pro Match) gilt. Und darunter die acht Monate alten Zwillinge Mirnesa und Mirneta Becirovic, die heute mehr als nur optischer Aufputz für die Polizei sind.

Demütig erzählen die beiden, wie ihre Familie vom Hochwürden in Pressbaum aufgenommen und im Pfarrhaus einquartiert wurde. Und wie es auch das sportliche Schicksal gut mit ihnen meinte, zumal sie sich dem örtlichen Jiu Jitsu-Klub anschließen konnten.

Mittlerweile sind die beiden Weltmeister und Europameister in dieser asiatischen Sportart, in der es auf Selbstverteidigung gepaart mit Köpfchen ankommt.

Noch haben die fußballinteressierten Blondinen bei keinem Wiener Derby Dienst versehen. Aber manch grimmiger Fan würde vielleicht sein Vorurteil gegenüber allem, was Uniform trägt, in ihrer Gegenwart revidieren. Wie überhaupt etliche, in der Beliebtheitsskala weit oben angesiedelte Sportler der Polizei angehören.

So feiert der Salzburger Slalom-Artist und Revierinspektor Reinfried Herbst heuer sein zehnjähriges Dienstjubiläum, ehe er in seinen endgültig letzten Weltcup-Winter starten wird. Und so schloss sich Abfahrts-Olympiasieger Fritz Strobl, schon vor 20 Jahren der Exekutive an. Zu einer Zeit, als ein Ordnungshüter auf dem Land noch Gendarm hieß und Armin Assinger (in rennfreien Zeiten) aufs Einhalten der Gesetze achtete.

Inzwischen ist Ex-Hahnenkamm-Sieger Strobl, 42, Präsident der Kinderpolizei. Eine Rolle, die der Kinderbuchautor Strobl sehr ernst nimmt und die seine Polizeikollegen für keineswegs kindisch halten. Der zweifache Papa Herbst: "Allein schon der präventive Bereich ist unheimlich wichtig. Wenn es zum Beispiel darum geht, die Kinder auf die Gefahren am Schulwege aufmerksam zu machen. Das ist der Fritz mit seiner liebenswürdigen Art der optimale Mann"

Vor wenigen Wochen ist mit Max Franz ein noch aktiver alpiner Schnellfahrer zur Polizeiprüfung an- und in den Staatsdienst eingetreten. Nicht zuletzt aus Gründen der sozialen Sicherstellung. "Denn in unserem Sport kann von einem Tag auf den anderen alles vorbei sein.", Franz weiß, wovon er spricht. War er doch schon einmal auf jener US-Strecke in Beaver Creek, auf der er im Februar eine WM-Medaille erobern will, mit einem Schädel-Hirn-Traum liegen geblieben.

Franz rast stets im Grenzbereich. Deshalb hat er seinen Sturzhelm mit einem Eber-Symbol verziert. Und deshalb wird er auch gegen die Bezeichnung "Inspektor Wildsau" nicht protestieren.